Fronleichnam 2019 Utrecht

Und auf gehts zur dritten Tour in 4 Wochen. Könnte ja gerne so weitergehen, nur leider müssen die Kinder in die Schule und wir wieder arbeiten :-( Als Ziel haben wir uns Utrecht ausgewählt. Das Ganze war eigentlich auch reiner Zufall. Wir hatten schon mal darüber gesprochen auch mal eine Tour in die Niederlande zu machen. Wir waren zwar schon zweimal hinter der deutschen Grenze in den Niederlanden, einmal sogar mit unserem Wohnmobil, aber übernachtet bisher noch nicht.

In unserer Tageszeitung gibt es Samstag immer eine Beilage “Schöner Reisen”. Dort wurde Utrecht auf einer Zeitungsseite vorgestellt, und unser Reiseziel stand fest.

Utrecht ist mega spannend und es gibt viel zu entdecken. Reist einfach ein bisschen mit uns mit in diese tolle Stadt.

 

Obelink

Zwei Pflichtziele muss jeder eingefleischte Wohnmobilist anfahren. Das ist natürlich zum einen das Nordkap und zum anderen Obelink. Das Nordkap muss wohl noch ein paar Jährchen auf uns warten. Obelink haben wir jetzt auf unserer ToDo-Liste abgehakt.

Wer Obelink noch nicht kennt, das ist ein riesiger Campingmarkt (größtes Sortiment in Europa) mit 72.500 m² Verkaufsfläche in den Niederlanden, genau in Winterswijk kurz hinter der Grenze. Dieses Zwischenziel lag direkt auf dem Weg, daher haben wir uns das Ganze mal angeschaut.

Ganz ehrlich – wir waren ein bisschen überfordert. Eine riesige Fläche, hier noch eine Halle, dort noch eine Abzweigung, Tausende von Leuten… man muss das mal gesehen haben, aber nochmal dort hin? – Wenn man eh dort rumkurvt mit Sicherheit ja, aber ansonsten eher nicht. Aber die Preise dort sind schon echt günstig. Aber man kann ja auch im Internet bei denen bestellen.

Übrigens, das Foto hier ist kein Stellplatz, sondern ein kleiner Teil des Parkplatzes von Obelink. Insgesamt können die 1500 Fahrzeuge dort unterbringen. Davon waren gefühlt 1000 Wohnmobile da ;-)

kein Stellplatz

 

Utrecht

Freistehen ist in den Niederlanden verboten, Strafe pro Person 90€. Stellplätze gibts noch nicht so viele, daher ist hier Campingplatz angesagt. Um Utrecht herum gibt es einige, allerdings ist man dann auch schnell einen 50er pro Nacht los. Das ist uns dann doch zu teuer. Einen günstigen Platz haben wir aber gefunden, Budget Camping Utrecht.

3 km von der Innenstadt entfernt, im Grünen, nah an der Autobahn. Für Glampingfreunde ist dieser Platz definitiv nichts. Sieht auf dem Gelände ein bisschen wüst aus. Es werden dort viele Bungalows gebaut. Fertig ist nur eins, alle anderen stehen in verschiedenen Baustati. Im hinteren Bereich befindet sich auch noch ein großer Schuttberg. Bis hier alles fertig ist, wirds wohl noch ein paar Jährchen dauern. Aber um es mal ganz klar zu sagen, für uns genau das richtige. Ich zahle lieber ein bisschen weniger und verzichte auf den ganzen Glampingkram. Saubere Dusche und Toilette, mehr brauchen wir nicht. Die meiste Zeit sind wir eh unterwegs, wir wollen ja schließlich am Zielort auch etwas sehen und erleben, ansonsten könnten wir ja gleich zuhause bleiben. Preislich unschlagbar, Camper 8 €, Strom 2 €, pro Person 3 €, also für uns zusammen 22 €. Wir würden jederzeit wiederkommen.

Parkbereich für Wohnmobile

 

Wie schon im letzten Blogbeitrag angekündigt, gibt es jetzt auch wieder mehr Bilder. Utrecht ist aber auch wirklich eine sehr interessante Stadt und eine Reise wert. Wie stand das noch im Zeitungsartikel? Sinngemäß, fast genauso schön wie Amsterdam aber nicht so überlaufen. – Obwohl, voll war es hier auch.

“kleiner” Seitenkanal

 

Ich hatte zwar einen groben Plan erstellt, was wir uns alles angucken können, aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Anstatt gezielt etwas anzulaufen, haben wir uns mehr treiben lassen. Der Hauptanziehungspunkt ist natürlich die Oudegracht, der Hauptkanal, der einmal durch die Altstadt fließt. Hier kann man eigentlich auch schön mit dem Tretboot lang fahren und sich die Stadt mal aus einer anderen Perspektive anschauen, allerdings hatten wir Pech, alle Boote waren schon langfristig ausgebucht.

Noch ein interessanter Fact zu der Oudegracht. Diese ist mit ihren Gewölben nämlich einzigartig auf der Welt. Ein geniales System, das noch aus dem Mittelalter stammt. Der große Höhenunterschied zwischen Gracht und Straße brachte die Utrechter Kaufleute nämlich auf die Idee, ein Hafensystem anzulegen. Die niedriggelegenen Kaianlagen wurden unter der Straße mit Tunneln direkt mit den Kellern der Grachtenhäuser in Verbindung gebracht. So konnte die Ware einfach zum Zielort transportiert werden. Heute sind viele dieser Kelleranlagen von Bars oder Restaurants übernommen worden, die dadurch eine sehr urige Location anbieten.

Oudegracht bei Nacht

 

Der Domturm ist eigentlich auch ein Highlight. Er ist mit eine Höhe von 112m der höchste Kirchturm in unserem Nachbarland. Ok, nichts gegenüber dem Ulmer Münster, aber immer noch ganz ordentlich. Leider kann man den Turm nicht einfach so besteigen, sondern nur in Verbindung mit einer Besichtungstour, die 10 Euro kostet. Leider war er auch komplett eingerüstet, daher gibt es hier jetzt auch kein Foto.

Einen interessanten Fact gibts aber auch hier noch, eigentlich sogar zwei. Früher war der Turm mit der Domkirche verbunden. 1674 ist bei einem starken Sturm allerdings das Mittelschiff der Kirche eingestürzt, daher sind die beiden Bauwerke seit fast 350 Jahren getrennt. 

Utrecht ist ja Fahrradstadt. Mindestens zweimal startete hier die Tour de France, nach 2010 auch 2015. Der interessante Fact an dieser Geschichte ist aber noch ein anderer. Unter dem Domturm führt eine einspurige Straße durch. Durch diese sind die Radrennfahrer auch alle gefahren.

Ein ruhigerer Teil der Oudegracht.

 

Hauptverkehrsmittel in Utrecht sind eindeutig die Fahrräder. Diese haben auf vielen Straßen auch Vorrang. Die Autofahrer sind auch alle besonders vorsichtig. Verunfallen sie mit einem Fahrradfahrer, ist automatisch immer der Autofahrer schuld. Und als Fußgänger muss man auch höllisch aufpassen, damit man nicht über den Haufen gefahren wird.

Was uns aber gewundert hat, Fahrradhelme kennen die hier wohl nicht. Ungelogen, von den zigtausend Fahrradfahrern, die wir an unserem verlängerten Wochenende hier gesehen haben, hatten gerade mal eine handvoll Fahrradhelme auf. Die Fahrräder sind vielfach von einfacher Ausstattung, aber meistens mit ziemlich massiven Fahrradschlössern gesichert. Einige Fahrradschlösser sind wahrscheinlich mehr wert wie die mit ihnen abgeschlossenen Räder.

Auf den Brücken gemütlich ans Geländer lehnen? – Geht nicht, alles voll mit geparkten Fahrrädern. Allerdings gibt es auch einige Zeitgenossen, die meinen sie müssten nicht angekettete Fahrräder in die Grachten werfen. Daher werden die Gewässer regelmässig mit einem Kranboot abgesucht. Eine weitere Touristenaktion in Utrecht ;-). Erschreckend wie oft der Kollege fündig wird.

Fahrräder können halt nicht schwimmen.

 

Beim Cachen sind wir noch über ein hoch interessantes Projekt “gestolpert”, The Letters of Utrecht. Sie bilden ein endloses Gedicht in den Steinen der Oudegracht (die Straße an der Gracht heißt auch so). Jeden Samstag um 13:00 Uhr wird der nächste Buchstabe in das Kopfsteinpflaster geschnitten, mit der Absicht so lange fortzufahren, wie es Samstage gibt. Einen durchschnittlichen Satz zu veröffentlichen, dauert etwa drei Jahre und jedes Jahr wächst das Gedicht um ca. fünf Meter.

Die ersten 648 Buchstaben wurden am 2. Juni 2012 enthüllt. Jeweils ein Buchstabe für jeden Samstag seit dem 1. Januar 2000. 

Der oben verlinkte Wikipedia-Artikel ist unbedingt lesenswert, allerdings in Englisch. 

Wo alles begann…

Wohmobilstellplatz P2 in Rothenburg ob der Tauber

 

Wer von euch kennt alles Nijntje (Miffy)? Dick Bruna ist Erfinder und Zeichner dieser weltbekannten Figur und einer der bekanntesten Bürger Utrechts. Ihm zu Ehren gibt es hier sogar eine Miffy-Ampel, die einzige der Welt. Diese haben wir leider nicht gesehen, da wir davon überhaupt nichts wussten. Auf diese Information bin ich erst beim schreiben dieses Blogeintrags gestossen.

Nijntje (Miffy)

 

Wer hat sie erfunden? – Was denn? – Na, die Pommes natürlich…

Nein, die Amerikaner definitiv nicht. Auch wenn die USA das Land der Schnellrestaurants ist. Der Name gibt allerdings schon einen Hinweis, das der Ursprung im französischen Sprachraum zu finden ist, “pommes de terre” (Kartoffeln) und “frites” (Verb frire für firttieren), also frittierte Kartoffel.

Um es vorwegzunehmen, es waren nicht die Franzosen, sondern die Belgier. Allerdings haben wir in Belgien nicht so leckere Pommes gegessen wie hier in Utrecht. Sau lecker und eine Auswahl von 23 Soßen. Da ich auf scharf stehe, ist hier natürlich die schärfste Soßenvariante drauf.

megalecker

 

Das war die letzte unserer drei Kurztouren. Utrecht ist definitiv eine Reise wert.