Tipps und Tricks Polen
In den letzten Jahren konnten wir einiges an Erfahrung bei unseren polnischen Nachbarn sammeln. Daher möchten wir euch in diesem Blogpost ein paar Tipps und Tricks für eure erste oder vielleicht schon weitere Polenfahrt ans Herz legen. Traut euch und lernt dieses tolle Land kennen.
Straßen und Verkehr
Eine Geschichte werde ich nie vergessen, ist allerdings auch schon einige Jahre her. Damals waren wir noch mit dem Auto in Polen unterwegs und auf der Autobahn kam uns doch glatt ein „Geisterfahrertrecker“ entgegen, der am Mittelstreifen den Rasen mähte. Dieses Bild hat sich fest in meinem Kopf eingebrannt. Sowas passiert heute glücklicherweise nicht mehr. Am Straßennetz hat sich die letzten Jahre auch einiges getan. Besonders die Autobahnen sind vor ein paar Jahren für die Fußball-EM modernisiert worden und teilweise in besserem Zustand wie bei uns in Deutschland. Oben an der Küste wird gerade die Landstraße in eine Schnellstraße umgebaut. Viele Nebenstraßen sind allerdings in sehr schlechtem Zustand und man muss beim befahren höllisch aufpassen, tiefe Schlaglöcher und Straßenkanten erfordern vollste Konzentration. Ein weiteres Problem sind die vielen Alleen und Waldpassagen. Ansich ja sehr schön, aber hier in Polen stehen die Bäume zum Großteil verdammt nah an der Straße. Mit Auto kein Thema, aber mit einem Alkoven-Wohnmobil schon eine ganz schöne Herausforderung. Wenns mal feste regnet, steht schnell alles unter Wasser. Eine funktionierende Kanalisation ist meistens nicht vorhanden. Radwege an Straßen gibt es nur sehr wenige.
Noch ein paar Worte zu den Verkehrsregeln, nicht das ihr euer Urlaubsgeld in Strafgelder anlegt. Zulässige Höchstgeschwindigkeit innerort bis zu 50 km/h, ausserorts bis zu 90 km/h, Schnellstraßen je nach Beschilderung bis zu 120 km/h, Autobahn bis 130 km/h. Ortschaften werden am Anfang und Ende mit schwarz-weißen Schildern mit einer Stadtsilhouette gekennzeichnet, dort sollte man tunlichst nicht schneller als 50 km/h fahren. Das Abblendlicht muss auch tagsüber eingeschaltet werden. Einige Webseiten schreiben, das das nur vom 01.11. – 01.03. erforderlich ist, unseres Wissens gilt diese Regelung aber das ganze Jahr.
Die Polen sind deutlich unachtsamer unterwegs wie wir in Deutschland. Da mittlerweile aber mehr kontrolliert wird, wird nicht mehr ganz so schlimm gerast wie vor ein paar Jahren, da haben wir jedes mal ziemlich gewagte Überholmanöver beobachten können. Das ist definitiv deutlich weniger geworden. Alkoholisiert Kraftfahrzeuge bewegen, wird in Polen hart bestraft, hier gilt die 0,2 Promille Grenze.
Menschen und Sprache
Wir haben die Polen immer als nettes, freundliches und zuvorkommendes Volk war genommen. Ein kleines Beispiel aus diesem Jahr: Wir waren in Darlowo im Kletterpark und unsere Tochter war auf der Seilbahn mangels Schwung unterwegs hängen geblieben. Leider war ich fürs weiterschieben ein paar Zentimeter zu klein. Zur gleichen Zeit kam eine Gruppe mit Kindern aus einer Ferienbetreuung auf den Platz. Ein etwas größerer Betreuer ist sofort zu unserer Tochter gegangen und hat ihr weitergeholfen.
Gerade in den Sommerferien ist es oben an der Küste sehr voll. Allerdings stört uns das nicht so sehr wie in Deutschland. Irgendwie ist das hier viel relaxter. Wenn man in einer langen Schlange vor etwas warten muss, dann ist das so, da regt sich auch keiner auf.
Mit deutsch kommt man meistens nicht allzu weit. Einige ältere Leute sprechen noch deutsch und gerade in den Feriengebieten auch einige Jüngere. Mit Englisch kommt man in der Regel aber ganz gut über die Runden. Ein paar polnische Wörter, Guten Tag, Auf Wiedersehen, Danke, Bitte und vielleicht noch ein paar mehr, sollte man aber im Repertoire haben. Das gebietet schon der Respekt den Menschen gegenüber, wir wollen schließlich bei denen Urlaub machen.
Wenn man mal ein bisschen in den jeweiligen App-Stores stöbert wird man dort genügend Übersetzer-Apps finden, die einem das Leben leichter machen.
öffentlicher Nah- und Fernverkehr
Der öffentliche Nah- und Fernverkehr ist in Polen nicht ganz so gut aufgestellt wie in Deutschland. Die vielen kleinen Küstenorte sind in den Sommermonaten recht gut an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen, ausserhalb dieser Zeiten sieht es allerdings um einiges mauer aus.
Komfortmässig sollte man einige Abstriche machen können. Vielfach werden hier alte in Deutschland oder Frankreich ausrangierte Busse genutzt. Optisch sind das natürlich nicht mehr die schönsten und auch der Motor hört sich nicht immer gesund an. Stehengeblieben sind wir bisher aber nie. Die Verständigung mit den Busfahrern ist nicht immer ganz so einfach. Viele können leider kein Englisch. Gut das der weibliche Teil von weontur der polnischen Sprache mächtig ist :-), das macht es etwas einfacher.
Bei der Preisgestaltung der Tickets sind manche Busfahrer sehr kreativ. Dieses Jahr passte es immer, wie in der App vorhergesagt. Als wir vor ein paar Jahren in Sianozety waren, sind wir zweimal mit Bus nach Kolberg hin und wieder zurück gefahren. Gezahlt haben wir 4 unterschiedliche Preise :-) Busfahren ist aber recht günstig. Für die 12 Kilometer von Ustronie Morskie nach Kolberg z.B. zahlt man pro Person 5 Zloty, für die 36 Kilometer von Wladislawowo nach Hel pro Person 10 Zloty. Zusätzlich zu den normalen Bussen kommen an einigen Haltestellen kleine private Kleinbusse um das wartende Volk aufzunehmen. Es lohnt sich definitiv die Fahrer nach dem Preis zu fragen. In der Regel sind sie nicht teurer wie die“normalen“ Busse. Man ist allerdings deutlich schneller am Ziel.
In einigen großen Städten kann man auch sehr gut die Straßenbahnen benutzen. Hier kommt auch oft Nostalgie auf. In Stettin fahren viele alte Straßenbahnen die ursprünglich in Berlin im Einsatz waren.
Für größere Strecken bietet sich natürlich auch der Zug an. Mittlerweile sind viele Züge auch sehr modern und nicht oder kaum von unserem Standard abweichend. Die meisten Passagierzüge werden von der staatlichen Bahngesellschaft PKP betrieben. Die überregionalen InterCity (IC), Express InterCity (EIC) und Twoje Linie Kolejowe (TLK) sind Langstreckenzüge die zwingend eine Reservierung erfordern. Der Regio (R) ist ein Nahverkehrszug der an allen Bahnhöfen entlang der Strecke hält. Hier sind keine Reservierungen erforderlich.
Für die Reiseplanung gibt es eine sehr gute Android-App, die wir auch selbst nutzen, e-podroznik.pl. Hier kann man Start- und Zielort, Datum und Uhrzeit eingeben und bekommt die möglichen Reiserouten inkl. Fahrpreise angezeigt. Die Angaben hier haben immer gepasst.
Geld
Polen gehört zwar zur EU, hat aber noch eine eigene Währung, den polnischen Zloty (PLN), wobei ein Zloty 100 Groszy sind. Stand 3. Dezember sind 1 Euro 4,285 PLN. Am sinnvollsten besorgt man sich sein Urlaubsgeld direkt vor Ort. Es kann zwar durchaus sinnvoll sein 200 bis 400 Zloty schon in bar mitzunehmen, allerdings kommt man hier in Deutschland für den Euro deutlich weniger. Besser ist es vom letzten Polenurlaub noch etwas übrig zu lassen und dieses Geld das nächste mal wieder mitzunehmen.
Vor Ort kann man natürlich einen Kantor aufsuchen und sein mitgenommenes Euro-Bargeld gegen Zloty tauschen. Aber Obacht, die Wechselkurse sind bei den einzelnen Kantoren sehr unterschiedlich. Meistens lohnt es sich, sich von den Touristenhotspots wegzubewegen. Die Kantoren ausserhalb haben in der Regel bessere Umtauschkurse. Nachteil dieser Methode ist natürlich das viele Bargeld, was man mit rumschleppen muss.
Sinnvoller ist es in Polen auf eine Kreditkarte zu setzen. Am besten eine ohne Auslandsentgeld. Man kann eigentlich in jedem Tante Emma Laden mit Kreditkarte bezahlen. Ebenso kann man sich an allen Geldautomaten mit Bargeld versorgen. Hier solltet ihr allerdings zwei wichtige Dinge beachten. Die Automaten bieten immer an, zu einem festen Wechselkurs abzuheben, das sollte man allerdings niemals tun, ausser man hat zuviel Geld. Der Kurs ist misserabel. Immer die zweite Variante wählen, dann zählt der Wechselkurs der Kreditkartengesellschaft und der ist um einiges besser. Zum zweiten sollte man auf die Wahl der Automaten achten. Früher haben wir immer an den Euronet-Automaten Geld abgeholt. Diese stehen überall in den Orten rum, allerdings kann man dort seit 2019 nicht mehr kostenlos Geld abheben, daher lieber die Automaten der Banken nehmen. Wenn man die passende Kreditkarte hat, kostet das keinen Cent Gebühren.
Einkaufen
Mittlerweile gibt es auch in Polen viele deutsche Supermarktketten wie z.B. Aldi, Lidl, Netto. Aber auch die beiden großen polnischen Polo und Biedronka. Daneben existieren noch unzählige Tante Emma Läden, teils als Ketten, wie z.B. Zabka aber auch viele Namenlose.
Leider halten auch sehr viele deutsche Produkte Einzug. Das finden wir ein bisschen schade. Die lassen wir aber links liegen und kaufen konsequent polnische Produkte.
Preislich liegen wir hier deutlich unter deutschem Niveau, allerdings ist hier Bier sogar eher teurer wie bei uns.
2018 konnte man noch jeden Tag inkl. Sonntag einkaufen, das geht jetzt allerdings nicht mehr. Es gibt ein neues polnisches Gesetz zu den Ladenöffnungszeiten. Seit 2019 darf nur noch jeden letzten Sonntag im Monat geöffnet werden, ab 2020 bis auf wenige Ausnahmen gar nicht mehr. Allerdings gilt das nicht für Einzelunternehmer, die können ihre kleinen Tante Emma Läden öffnen wenn sie selbst hinter der Ladentheke stehen.
Camping
Wohnmobilstellplätze gibt es in Polen leider noch sehr wenige. Freistehen ist eigentlich überall verboten, wird angeblich aber nicht geahndet. Ausprobiert haben wir es aber noch nicht. Ist im Sommer an der Küste auch nicht möglich, dazu ist es einfach zu voll.
Es gibt aber gerade oben an der Küste viele Campingplätze von einfach bis luxeriös und günstig bis teuer, wobei teuer immer noch deutlich günstiger als in Deutschland ist. Auf teuren Campingplätzen liegen wir schon mal um die 30 Euro, in Deutschland wären das dann eher 60 Euro. Ebenso gibt es etliche große Plätze aber auch viele kleine privatbetriebene. Diese suchen wir lieber auf. Ausnahme ist Camping Alexa in Chlapowo, der ist auch relativ groß aber wirklich klasse und hat ein exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis.
Auf den kleinen privatbetriebenen muss man allerdings Abstriche bei den Sanitäranlagen machen. Sauber sind sie immer, teilweise aber sehr in die Jahre gekommen. Uns macht das überhaupt nichts aus. Ich finde das ist auch ein ganz besonderer Charme hier.
Essen
Selber kochen in Polen lohnt sich eigentlich nicht. Hier kann man sehr günstig essen gehen. Je nach Restaurant für 4 Personen umgerechnet zwischen 20 und 60 Euro. Wir lieben die polnische Küche.
Unsere Tochter steht voll auf Kotlet schabowy z frytkami, Schnitzel mit Pommes. Unser Sohn auf Pizza, die es hier natürlich auch gibt und kotlet z kurczaka, das Hähnchenschnitzel. Monika ist hier gerne Fisch, halibut, dorschz und weitere. Mein absoluter Favorit ist Placek po wengiersku, ein großer Reibekuchen mit Gulasch und natürlich Bigos, der Sauerkraut-Fleischtopf.
Als Zwischensnack wird auch gerne Twister (Kartoffelchips) oder Baumkuchen verdrückt.
Das einzige Problem ist die Waage nach der Rückkehr, da steht dann schonmal das ein oder andere Kilo mehr drauf :-(
Toilette
Zum Abschluss dieses Blogartikels gehts nochmal um ein menschliches Grundbedürfnis. Wenn man eine Beschilderung wie oben antrifft, dann findet jeder sein richtiges Ziel, allerdings gibt es in Polen auch ganz fiese Zeichen, einmal ein Kreis und ein nach unten zeigendes Dreieck. Jedesmal stehe ich wieder davor und frage mich, wo muss ich jetzt hin?
Die Lösung: Kreis = Frau, Dreieck = Mann
Woher diese mysteriöse Symbolik kommt, weiß niemand so genau. Hier helfen wohl nur Eselsbrücken. Da darf sich nun jeder selbst seine Gedanken zu machen ;-)
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