weontur goes electric – Teil 3 – noch mehr Fakten
Der 3. Teil beschäftigt sich mit dem großen Themenfeld „E-Auto laden, Verbrauch und Reichweiten“.
- Ladesäulen
- Wallbox
- Anschlüsse
- Ladegeschwindigkeit
- Kosten
- Verbrauch
- Reichweiten
Nach der Euphorie in Teil 1 und Teil 2 kommt hier dann doch eher Ernüchterung auf. Aber lest selbst…
Ladesäulen
Anfang 2022 gab es in Deutschland knapp 52.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte, davon fast 44.500 AC und der Rest DC Ladepunkte, zzgl. Teslas Supercharger. Jede Ladesäule kann natürlich mehrere Ladepunkte haben. Im Durchschnitt teilten sich damit Anfang des Jahres 21 E-Autos einen Ladeanschluss. 8 Monate vorher waren es erst 17 Autos.
Aufgrund dieser Zahlen kann man schon mal festhalten, die Anzahl der Ladepunkte wächst viel zu langsam und kann mit den Zulassungszahlen der E-Autos nicht ansatzweise mithalten. Da kann es für den Fahrer durchaus mal ein böses Erwachen geben, wenn die angepeilte Ladesäule gerade nicht frei ist und es im näheren Umkreis nicht viel besser aussieht.
Aber was ist der Unterschied zwischen AC und DC Ladepunkten? AC Ladepunkte sind „langsame“ Säulen mit minimal 3,7 und max. 22 kw Ladeleistung, DC Ladepunkte sind Schnellladesäulen die zwischen 50 und 350 kw Ladeleistung liegen. Damit kann man sich einfach ausrechnen, wie lange es dann jeweils dauert einen Akku vollzuladen, wobei man hier beachten muss, das die Ladeleistung bei einer fast vollen Batterie deutlich in den Keller geht. Aber es geht ja hier auch nur um Richtwerte. Wenn man mal von einer 40 kw Batterie ausgeht, was so maximal bei Kleinwagen vorhanden ist und auch in den „kleineren“ Modellen der großen Fahrzeuge, würde eine theoretische Vollladung einer leeren Batterie bei AC zwischen knapp 2 und über 10 Stunden liegen. Bei DC wären es ein paar Minuten bis ca. 50 Minuten.
Wallbox
Neben öffentlichen Ladesäulen kann man sich zu Hause auch eine eigene Wallbox installieren. Letztendlich empfiehlt sich das auch aus Kostengründen, aber dazu später mehr. Theoretisch kann man natürlich auch an einer ganz normalen Haushaltssteckdose laden, aber das sollte man höchstens in Ausnahmefällen tun. Zum einen ist die Ladegeschwindigkeit mit 2,7 kw sehr langsam, aber was noch viel problematischer ist, die Leitungen sind für so eine Dauerleistung über viele Stunden in der Regel nicht ausgelegt.
Wallboxen gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Wir haben bei uns z.B. die Wallbe eco 2 installiert, eine 11 kw-Box, die uns inkl. Montage knapp 1.200 € gekostet hat. Da es für diese 11 kw-Boxen 2021 noch eine KFW-Förderung von 900 € gab, hatten wir nur einen Eigenanteil von knapp über 300 € zu tragen. Für diese Boxen wird ein eigenes dickes Kabel direkt vom Schaltschrank zur Ladestation gelegt und auch mit einer extra Sicherung abgesichert. Mit so einer Installation ist man dann auch sehr sicher unterwegs. Im Privatbereich darf man auch 22 kw-Boxen verwenden, die sind dann auch um einiges schneller beim laden, kosten allerdings auch über 2.000 € inkl. Montage und Förderung gab es dafür auch nicht.
Anschlüsse
Ich hatte Anfangs ja schon erklärt, das es AC (Wechselstrom) und DC (Gleichstrom) Lademöglichkeiten gibt. Für jede dieser Varianten gibt es zwei verschiedene Anschlüsse. Betrachten wir erstmal AC. Hier gibt es Typ 1 und Typ 2 Ladeanschlüsse, wobei es bei Typ 1 dann auch Adapter auf Typ 2 gibt, da diese die Standardanschlüsse bei unseren AC-Ladestationen sind. Den Typ 1 gibt es meistens nur bei älteren Fahrzeugen fernöstlicher Produktion. Der Nissan Leaf erste Generation hatte auch noch Typ 1, unser hat schon Typ 2.
Für die Schnelllademöglichkeit mit DC gibt es CCS und CHAdeMO. CCS hat sich europaweit durchgesetzt, CHAdeMO-Anschlüsse besitzen eigentlich nur einige fernöstliche Fahrzeuge. Diesmal gehört unser Leaf leider auch dazu, es gibt nämlich keine Adapter auf CCS. Damit können wir an allen CCS-Ladesäulen, und das sich fast alle Schnellladesäulen, mit unserem Fahrzeug leider nur zuschauen…. CHAdeMO gibt es hierzulande leider nur sehr selten. Ich selbst kenne nur einzige Ladesäule und die steht bei unserem Händler in Paderborn-Elsen.
Ladegeschwindigkeit
Bei diesem Thema kommen mir dann leider die Tränen, wenn ich sehe wie ein kleiner Renault Zoe an einer AC-Ladesäule mit 22 kw lädt und unser Leaf daneben mit 4,5 kw. Dieses Dilemma hängt zusammen mit der Anzahl der Phasen. Es gibt nämlich jeweils immer drei Phasen und volle Ladegeschwindigkeit gibt es erst bei dreiphasigem Laden. Einige Fahrzeuge können aber nur einphasig laden und dadurch kommen dann natürlich die eklatanten Ladeunterschiede zustande.
Ich versuche das mal ein bisschen aufzudröseln. Der Renault Zoe kann jedenfalls dreiphasig mit voller Geschwindigkeit laden und befüllt seinen Akku an einer 22-kw-AC-Ladesäule dann auch mit voller Geschwindigkeit. Unser Leaf kann leider nur einphasig bis max. 6,6 kw. Die meisten anderen einphasigen Lader kommen zumindest auf 7,4 kw. Theoretisch müsste der Leaf dann an einer 22-kw-Ladesäule ja wenigsten mit den 6,6 kw laden, die erreicht er auch die ersten 20-30 Sekunden, dann bricht er aber auf 4,5 kw runter und bleibt leider dabei. Warum? – I don`t know.
Um dann eine 40-kw Batterie wieder voll zu bekommen, steht man schon einige Stunden. Erschwerend kommt noch hinzu, das man an vielen Ladesäulen ab 4 Stunden Lade-/Parkzeit pro Minute 10 Cent Blockiergebühr zahlen muss. In diesen 4 Stunden kriegen wir unseren Leaf nicht mal halb voll.
Zuhause an unserer 11-kw-Box erreichen wir dann nur eine Ladegeschwindigkeit von 3,7 kw. Das einzig positive daran, bei Sonne tanken wir fast ausschließlich unseren eigenen Sonnenstrom.
Mit dem Schnellladeanschluß CHAdeMO müssten wir eigentlich mit 50 kw laden können, das haben wir allerdings mangels Säulen noch nie ausprobiert. Aber auch das ist nicht überragend schnell, da viele Fahrzeuge mit ihrem CCS-Anschluss über 100 kw laden können.
Kosten
Die Ladekosten sorgen auch nicht gerade für Freudensprünge. Zuhause wenn die Sonne scheint macht das Laden ja noch richtig Spaß, denn dieser Strom ist ja quasi umsonst, mal abgesehen davon, das wir diesen nicht verkaufen können und daher ja auch Einnahmeverluste haben.
In der Regel ist AC-laden günstiger wie DC-laden. AC lag je nach Anbieter und Tarif im vergangenen Jahr zwischen 35 und 49 Cent pro Kilowattstunde. DC-laden begann ebenfalls bei 35 und ging hoch bis max. 79 Cent. Sparen kann man manchmal noch mit Sondertarifen, wenn man beim Betreiber eh schon Kunde ist, oder wenn man diverse Tarife mit Grundgebühr abschließt und dadurch dann etwas geringere Kilowattkosten hat.
Damit sind E-Fahrzeuge nicht zwingend günstiger unterwegs wie Dieselfahrzeuge.
Verbrauch
Verbrauchstechnisch kann ich ja nur Näheres zu unserem Auto sagen. Die amtlich ermittelten Werte nach WLTP sind ja nicht immer so aussagekräftig. Das ist aber auch ganz normal, denn gerade bei einem E-Fahrzeug ist der Verbrauch doch sehr stark von bestimmten Gegebenheiten abhängig.
Positiv überrascht bin ich, da ich den Leaf im Sommer mit einem Verbrauch zwischen 14 und 15 kw fahren kann. Das ist schon ein echt super Wert. Fährt man dann Autobahn um die 120 kommen aber schnell 2 bis 3 kw oben drauf.
Temperaturtechnisch kann man diese Werte bis ca. 10 Grad erreichen. Fällt das Thermometer darunter, steigt auch gleich der Verbrauch an. Bei Minustemperaturen sinds dann auch schnell 22 – 23 kw.
Reichweiten
Man hat so den Eindruck, das Thema Reichweite ist der größte Diskussionspunkt bei den E-Autos. Kann man Aufgrund des mangelhaften Ausbaus der Ladeinfrastruktur und den teilweise doch sehr hohen Ladekosten auch durchaus nachvollziehen.
Bei unserem Leaf muss man leider ganz deutlich sagen, langstreckentauglich ist dieses Fahrzeug definitiv nicht. Wenn das Fahrzeug im Sommer voll aufgeladen ist, wird eine Reichweite von 274 km angezeigt. Das ist aber die Maximalreichweite die, wie man ja schon beim Verbrauch gesehen hat, bei weitem nicht immer erreicht wird. Im Winter liegen wir dann sogar unter 200 km. Dieses im Zusammenspiel mit den miserablen Ladeleistungen disqualifiziert den Leaf für längere Strecken. Schade eigentlich, da der Fahrkomfort und auch die Ausstattung schon echt klasse sind.
Damit man eine gewisse Langstreckentauglichkeit erreichen kann, würde ich persönlich zukünftig darauf achten, das das Auto eine Mindestreichweite von 400 km, besser noch 500 km hat. Damit sind die meisten Fahrsituationen abgedeckt. Ist dann auch noch die Ladeleistung entsprechend, kann man im Bedarfsfall auch mal etwas teurer auswärts tanken bzw. laden.
Teil 4 mit Fazit folgt….
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