Wilhelmshaven Sommer 2024 – Teil 1
Unser Sommerurlaub steht an. Wie schon Anfang des Jahres angekündigt, nicht mit dem Wohnmobil, sondern 12 Tage im Ferienhaus in Wilhelmshaven.
19.07.2024 – Anreise Wilhelmshaven und KW-Brücke
Da unser Reiseziel nur knapp 250 km entfernt ist und wir erst gegen 15:00 Uhr das Ferienhaus beziehen können, lade ich vormittags ganz in Ruhe das Auto und gegen 12 Uhr gehts dann ganz entspannt los in Richtung Norden. Allzuviel los ist auf den Straßen nicht, so dass wir nur einmal in einen Baustellenstau geraten und gegen 14:30 Uhr schon vor dem Ferienhaus in einer Wohnsiedlung in Wilhelmshaven, genauer im Stadtteil Voslapp, stehen. Die Schwägerin der Vermieter ist noch vor Ort am putzen, so halten wir noch ein kleines Schwätzchen bevor das Auto leer geräumt wird. Details zum Ferienhaus gibts im zweiten Teil des Bl0gartikels.
Nach ein bisschen Entspannung geht es noch kurz mit Moni an den Südstrand, der aber überwiegend aus Gras und Beton besteht. Schön urig ist allerdings die alte zweiflügelige Straßendreh-Kaiser-Wilhelm-Brücke (Kurzform KW-Brücke) von 1907, die die Südstadt mit dem Südstrand verbindet. Sie ist auch das Wahrzeichen von Wilhelmshaven und taucht auf allen möglichen Beschilderungen stilisiert auf. Die Brücke hat eine Länge von 159m und eine Breite von 8m, so dass der Autoverkehr per Ampel geregelt werden muss. Zur Einweihung war sie und ist heute immer noch, die größte Drehbrücke Deutschlands. Die längste der Welt ist übrigens die El-Ferdan-Brücke über den Suezkanal in Ägypten mit 640 Metern. Sie wurde aber auch erst 2001 erbaut.
Da auf unserer Gartenterasse ein schöner Strandkorb steht, lassen wir dort den ersten Abend in aller Ruhe mit grillen ausklingen. An einigen weiteren Tagen unseres Urlaubs haben wir das ebenso gemacht.
20.07.2024 – Marinemuseum
Der neue Tag beginnt mit einem Urlaubsritual, das wir die ganzen 12 Tage durchgezogen haben. An der Hintertür steht eine blaue Holzbank und dort sitzen wir jeden Morgen mit einer Tasse Kaffee (Moni) und Cappuchino (Daniel).
Da heute gleich der heißeste Tag des Urlaubs ist und Moni die Hitze ja nicht so gut verträgt, bleibt sie mit Maya in der Ferienwohnung und ich unternehme bei über 30 Grad eine heiße Tour mit dem Bus in die Stadt ins Marinemuseum. Da ich Schussel beim ersten Versuch das Portemonaie vergessen habe und das erst an der Bushaltestelle bemerke, darf ich auch gleich noch eine schweißtreibende Ehrenrunde drehen.
Das Marinemuseum ist sehr interessant und lohnenswert. Erst gibt es Indoor viele Informationen, die deutsche Marinen im 19. Jahrhundert, im Zeitalter der Weltkriege und im Bündnis. Anschließend geht dann es nach draußen Schiffe besichtigen. Das erste Objekt ist das Küsten-U-Boot U10, das hier eigentlich total fehl am Platze ist, denn es war in seiner Dienstzeit zwischen 1967 und 1993 ausschließlich in der Ostsee unterwegs. Auf knapp 40m Länge war eine Besatzung von 22 Mann untergebracht. Alleine beim Durchgehen ist das schon extrem eng da unten, aber mit 22 Mann? Platzangst darf man da definitiv nicht haben. Das zweite Schiff ist das Flugkörperschnellboot – ja, das heißt wirklich so! – S71 “Gepard” Das Ober-, Haupt- und Unterdeck kann über einen Rundweg besichtigt werden.
Das dritte Schiff ist dann die “Weilheim”, ein Minenjagdboot M 1077. Das Schiff war ursprünglich ein Minenräumboot um Seeminen aus den zwei Weltkriegen aufzuspüren. Zwischen 1976 und 1978 wurde die Weilheim dann zum Minenjagdboot umgebaut. Der Umbaugrund sind die unterschiedlichen Minenarten. Eine kurze Erklärung dazu findet sich auf der Seite der Bundeswehr.
Das Highlight kommt dann zum Schluss. Der Lenkwaffenzerstörer D186 “Mölders”, mit 134 m Länge Deutschlands größtes Museumskriegschiff. Der Rundgang ist knapp 1,2 km lang. Habe auch ein bisschen Glück gehabt, das das Schiff wieder besichtbar war. Aufgrund einer sanierungsbedürftigen Kaje, also da wo das Schiff angelegt hat, war der Zugang einige Zeit nicht möglich aber jetzt seit 5 Wochen wieder freigegeben. Die Mölders war bis zum 28. Mai 2003 im Einsatz und damit 34 Jahre im Dienst. Das schaffen die meisten Autos nicht. Sie war auch der vorletze Lenkwaffenzerstörer, den die Marine besessen hat, die “Lütjens” wurde im Dezember des gleichen Jahres ebenfalls ausgemustert und seit dem gibt es diese Bootsklasse bei der deutschen Marine nicht mehr.
21.07.2024 – Neuharlingersiel und Easypark
Heute geht es nach Neuharlingersiel mit seinem wunderschönen urigen Kutterhafen, seit 1979 Nordseebad und seit 1996 staatlich anerkanntes Nordseeheilbad. Hier leben nur knapp über 1.000 Einwohner, aber umso mehr Touristen. Bis 1963 gehörte Neuharlingersiel mit 4 Hektar Grundfläche zu den kleinsten Gemienden in Deutschland. Durch eine Gebietsreform ist das Gemeindegebiet heute 10x so groß. Auf dem Rückweg sind wir auch noch Harlingersiel angefahren, allerdings war es hier extrem voll und das Wetter hitzetechnisch nicht mehr so angenehm, das wir uns hier nur ganz kurz aufhalten.
Kostenlos parken ist hier oben in den meisten Orten schwer bis gar nicht möglich. Vieles läuft über Ticketautomaten, teils mit automatischer Kennzeichenerkennung. Großer Nachteil dieser Ticketautomaten, ich muss vorher schon wissen wie lange ich hier parken möchte. Entweder muss ich dann einen schönen Aufenthalt ab- bzw. unterbrechen, da das Parkticket abgelaufen ist oder der Ort ist doch nicht so schön und mein Parkticket hat noch eine Restlaufzeit, die dann einfach verfällt. Dafür gibt es aber eine schöne und sehr praktische App-Lösung: Easypark. Es gibt noch weitere Apps, die nach dem gleichen Prinzig funktionieren, Easypark ist aber Europas führende Park-App. Wie funktioniert es? – Ich fahre auf den Parkplatz und starte die App. In der Regel erkennt das GPS meinen Standort und zeigt mir gleich den richtigen Parkplatz an, ansonsten steht am Zahlautomat eine Parkplatznummer, die man in der App eingeben kann. Nun kann ich hier die gewünschte Parkzeit eingeben. Das coole ist jetzt, ich kann von unterwegs aus jederzeit die Parkzeit nach oben oder unten korrigieren und bleibe damit maximal flexibel und zahle nie zuviel. Ganz umsonst ist dieser Dienst natürlich nicht. Je Parkvorgang liegt die Gebühr max. bei 49 Cent. Wenn man häufig Easypark nutzt, kann man auch eine Gebührenflatrate für 2,99 € buchen. Diese gibt es einmalig auch als kostenfreies einmonatiges Testangebot. Mal abgesehen davon, das das Handling total easy ist und man sich nicht mehr mit dem blöden Parkautomat herumschlagen muss, haben wir die Flexibilität auch ein paar Parkeuros eingespart.
Wieder zurück im Ferienhaus backen wir noch einen Tassenkuchen. X Tassen Mehl, X Tassen Zucker, X Tassen weitere Zutaten. Praktisch, schnell und man braucht keine Waage. Der ideale Kuchen auf Urlaubsreise. Einfach mal nach Tassenkuchen googeln, da sollten dann genügend Ergebnisse aufploppen.
22.07.2024 – Jever und Wittmund
Maya macht heute Urlaub von Ihren Eltern und bleibt im Ferienhaus. Moni und ich fahren nach Jever. Wir parken direkt an der Altstadt und haben Glück, das ein Autofahrer kein Easypark nutzt und daher noch ein Parkticket über knapp 2 Stunden übrig hat. Perfekt, das passt für uns, vielen Dank dafür. Jever ist die Kreisstadt des Landkreises Friesland und durch die gleichnamige Biermarke natürlich allen bekannt. Die Brauerei befindet sich auch mitten in der Stadt. Klosterfrau Melissengeist kommt übrigens ebenfalls aus Jever, aber das kann man ja bekanntlich nicht trinken ;-) Die Alstadt und der kleine Schloßpark sind wunderschön. Wer hier in der Nähe ist, sollte unbedingt mal vorbei schauen. Im Teehaus in der Einkaufsstraße haben wir uns jeweils eine Kanne Tee gegönnt. Das gehört in Jever irgendwie dazu. Funfact am Rande, unglaublich aber wahr, Jever gehörte einige Jahre zu Russland. Da in den Familien der bisherigen Herrscher die männlichen Nachkommen fehlten, regierte von 1797 bis 1818 die russische Kaiserin Katharina die Große über Jever. 1818 wurde die weit entferte Enklave wieder an das Großherzogtum Oldenburg abgetreten.
Anschließend gehts noch ein paar Kilometer weiter nach Wittmund. In der Fußgängerzone gibt es die “Hands of Fame”, eine Flaniermeile mit den Handabdrücken berühmter Persönlichkeiten aus Sport, Schauspiel, Musik, Politik und was es sonst noch so gibt. Soweit ganz nett, aber so wirklich reisst uns der Ort nicht vom Hocker. Aber auch hier ein interessanter Funfact. Nur in Wittmund kann man das s.g. “Ostfriesen-Abitur” ablegen. Seit 1978 können “Nicht-Ostfriesen” die Sitten und Gebräuche des Nordens erlernen. In 10 Prüfungsfächern müssen die Bewerber ihr “Ostfriesen-Potential unter Beweis stellen, dazu gehörten u.a. mündliche Plattdeutsch-Prüfung, Straßenweitboßeln und das überqueren eines Grabens per “Padstockspringen”. Hier eine Übersicht der Prüfungsfächer, wobei die Plattdeutsch-Prüfung wohl hintenrüber gefallen ist. Die Durchfallquote war wohl zu hoch.
Eigentlich bleibt der Fernseher im Urlaub ja grundsätzlich aus, da sich unsere Basketballer ja für Olympia qualifiziert haben und heute das 1. Gruppenspiel stattfindet, wird mal eine Ausnahme gemacht.
23.07.2024 – Wilhelmshaven und Hooksiel
Mit dem Bus fahren wir nach Wilhelmshaven und spazieren ein wenig durch die Innenstadt. Im örtlich ansässigen Teepalast gibt es sogar Tea to go. Tolle Idee, man kann sich aus der gesamten Angebotspalette seinen To go Tee aussuchen. Anschließend gibts noch lecker Mittagstisch bei Rice Bae mit toller asiatischer Küche. Anschließend fahren wir mit dem Bus zurück, aber nicht ohne einen weiteren Funfact. Wusstet ihr das in Wilhelmshaven alljährlich das weltweitgrößte Labskausessen veranstaltet wird? Angeblich schmeckt es auch besser wie es aussieht, was Moni bestätigen kann. Labskaus besteht aus gepökeltem Rindfleisch, Kartoffeln und Roter Beete und wird als Brei zusammengestampft. Traditionell norddeutsch gibts noch Rote Beete Salat, Gurke, Spiegelei und Rollmops dazu. Labskaus hat seinen Ursprung in der Seefahrt. Matrosen mit Zahnschmerzen haben dieses Gericht immer bekommen.
Mit Moni gehts abends dann noch kurz ins beschauliche Hooksiel und den alten Voslapper Leuchttum gucken. Habe mich auf der Hinfahrt schon gewundert, das ich da nichts gesehen habe. In Hooksiel dann mal näher recherchiert und festgestellt, man kann ja auch gar nichts mehr sehen, oder kaum was sehen. Den Leuchtturm gibt es gar nicht mehr, er wurde nämlich 1961 abgerissen. Vor Ort findet man nur noch einen Gedenkstein und die vier Fundamente. Er würde jetzt auch nicht mehr viel bringen. Damals stand er noch mitten im Watt, mittlerweile ist hier aber alles eingedeicht.
24.07.2024 – “Action”-Tag mit teurer Currywurst
Bis auf den abendlichen Programmpunkt stehen heute zwei Aktionen an, die sich erst hier vor Ort ergeben haben, da ich von beiden vorab tatsächlich nichts wusste. In Friedeburg gibt es den leguano Barfußpark. Soll der größte Europas sein bzw. wohl werden, denn alles ist noch nicht fertig. Als Fans von Barfußschuhen ist das natürlich ein Pflichtprogrammpunkt. Erst sind wir ein bisschen enttäuscht, da der Rundweg doch sehr viel Sandabschnitte hat, Moorbad und Kneippbecken sind auch ganz cool, aber halt, es geht dahinten ja noch weiter. Jetzt wird es richtig genial. Ab geht es in einen urigen Tannenwald mit unterschiedlichen Untergründen. Ein großes Matschloch gibt es auch noch und ein Labyrinth. Hier auch deutlich mehr Abwechslung bei den Untergründen. So gefällt mir das und meine Füße müssen überall durch bzw. drüber. Mit Abstand am fiesesten ist die recht lange Steinstrecke neben dem Tannenwald. Die anderen Beiden kneifen und weichen auf den Rasen aus, ich ziehe es gnadenlos durch.
Der nächste Programmpunkt ist knapp 20 km entfernt, in Wiesmor. Vorab essen wir aber noch die teuerste Currywurst/Pommes unseres Lebens. 12,50 € ist schon heftig und sie war noch nicht mal mit Blattgold verziert. Die Erlebnisgolfanlage ist aber super. Für 8,00 € pro Erwachsenem bekommt man ganz tolle Bahnen zum bespielen. Hier waren richtig kreative Köpfe aktiv, die ihre Ideen sehr aufwendig umgesetzt haben. Eine Minigolfbahn als Windmühle, Krabbenkutter, Fehnbrücke, Torfabbau und vieles mehr. Ebenfalls klasse, die ganze Technik der Bahnen wird per Wasserkraft betrieben.
Maya hat für heute genug und Moni und ich machen uns alleine auf den Weg zum Abendprogrammpunkt. Am Kulturzentrum Pumpwerk in Wilhelmshaven findet im Sommer immer bei freiem Eintritt “Musik, Mittwochs am Pumpwerk” statt. Heute treten die 4Swedes auf. Wie der Name schon vermuten lässt, eine ABBA-Coverband. Ist jetzt mehr Monis Musikrichtung aber das rundet den heutigen schönen Tag noch so richtig ab und mein ABBA-Lieblingssong Gimme, Gimme, Gimme wurde auch gespielt. Und da wir heute schon die teuerste Currywurst unseres Lebens hatten, kommt es auf das teuerste Radler auch nicht mehr an, 6,50€ für die Halbliterflasche.
25.07.2024 – Marine und Rosarium
In Wilhelmshaven befindet sich der größte Marinestützpunkt Deutschlands und heute ist Tag der offenen Tür. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Am Pier liegt unter anderem die Rheinland-Pfalz , eine 149,5m lange Fregatte, die seit Juli 2022 bei der Marine im Einsatz ist. Dieses Schiff kann auch besichtigt werden. So mache ich mich mit Maya auf den Rundweg. Das Schiff kann im Notfall bis zu zwei Jahre durchgängig und unabhängig vom Heimathafen im Einsatzgebiet bleiben. Die Stammcrew besteht aus 126 Soldatinnen und Soldaten plus max. 70 Personen Zusatzpersonal z.B. für die Hubschrauber. Das Schiff bietet Platz für 2 Hubschrauber Sea Lynx Mk88A und 4 Schnellboote sind ebenfalls an Bord und die Maschinen leisten insgesamt 43.000 PS. Auf den Schnellbooten, die bis zu 45 Knoten (75 km/h) erreichen, können max. 15 Personen mitfahren. Ein Soldat meinte, erst bei Windstärke 3 macht es richtig Spaß und max. Windstärke 6 ist möglich. Ich würde wahrscheinlich schon bei Windstärke 2 über die Reling kotzen.
Zwei Schlepper führen ein Schlepperballett auf und zeigen einige interessante Fahrmanöver. Hubschrauber, Bundeswehrfeuerwehr, Hundestaffel und weitere interessante Stationen runden den Tag der offenen Tür ab und Mittags bekommt Moni hier auch ihren Labskaus.
Nachmittags mache ich mich mit Moni noch auf in den botanischen Garten und das Rosarium. Das Rosarium sieht von aussen so klein und unscheinbar aus, entpuppt sich aber als riesige Gartenanlage mit über 5000 Rosen und über 500 Rosensorten. Ergänzt wird der Garten durch individuell gestaltete Themengärten mit exotischen Gewächsen. Ein Rundgang durch den ehrenamtlich gepflegten Garten lohnt sich.
Dies war der erste Teil. Weiter gehts in ein paar Tagen im zweiten Teil.
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