Roadtrip Dänemark Herbst 2024 – Teil 2
Das Ziel eines jeden Wohnmobilfahrers ist ja das Nordkapp oben in Norwegen. Das große Problem ist allerdings, da liegen viele Kilometer zwischen und dementsprechend ist das aktuell mit schulpflichtigem Kind einfach nicht machbar. 2.968 km einfache Strecke ist schon echt heftig und auch wenn das Manche tatsächlich in 3 Wochen abreissen mit Hin- und Rückfahrt, möchten wir uns da irgendwann deutlich mehr Zeit lassen. Aber Hey, das dänische Nordkapp ist ebenfalls so ein Must-Have-Ziel für Wohnmobilisten und da können wir jetzt schon einmal einen Haken dran machen. Einen Punkt weniger auf der persönlichen Bucketlist.
16.10.2024 – Grenen, Råbjerg Mile und Skagen
Heute heißt es früh aufstehen, denn ich möchte spätestens gegen 9:30 Uhr in Grenen auf dem Parkplatz sein. Regen soll es heute nicht geben, allerdings ordentlich Wind bzw. Sturm. Windgeschwindigkeiten um die 65 km/h bedeuten Windstärke 8 bis 9 auf der Beaufort-Skala. Wir sind mal gespannt wie das so wird. Zumindest schüttelt es uns auf der Anfahrt schon ziemlich durch.
Punktlandung, um 9:30 Uhr stehen wir auf der nördlichsten Parkmöglichkeit in Dänemark. Von hier aus geht es nur noch zu Fuß oder mit dem Sandormen weiter. Was in Dänemark generell sehr positiv auffällt, das Land ist sehr behindertenfreundlich. In vielen Museen oder Zoos gibt es Rollstühle und zuweilen sogar 4-rädige-Elektroscooter und das alles kostenfrei. Das würde hier auf dem Sand logischerweise nicht funktionieren, aber von März bis Oktober fährt hier täglich der Sanddormen im Pendelverkehr bis zur Spitze von Grenen und für 35 Kronen (knapp 5 €)hin und zurück, da kann man nicht meckern. Wir nehmen dann gleich das erste „Taxi“ um 10 und juckeln mit knapp 12 Leuten an unser Ziel.
Ist das geil und ein tolles Gefühl hier oben an der Nordspitze zu stehen. Das machen übrigens jedes Jahr knapp 1 Mio. Menschen und im Sommer kann man sich hier wahrscheinlich stapeln, aber Mitte Oktober ist es total entspannt. Eigentlich ist die Nordsee das rauhere Meer, aber das wir heute Oststurm haben ist die Ostsee total aufgewühlt und die Nordsee ruhig wie ein Ententeich. Verkehrte Welt. Aktuell ist Ebbe und man kommt tatsächlich bis in die Spitze, die auf Google Maps ersichtlich ist. Daduch kommt auch der Name Grenen. Die Landzunge sieht aus wie ein Ast und Ast auf Dänisch heißt „gren“.
Auf den Fotos ist das leider nur schwer einzufangen aber man sieht wirklich deutlich wie die beiden Meere hier aufeinandertreffen und die Wellen zusammenstossen, so cool. Trotz Sturm und unter 10 Grad steht für mich persönlich noch eine Challenge auf dem Programm. Wenn ich schon einmal hier bin, möchte ich natürlich auch mit einem Bein in der Ostsee und mit dem anderen in der Nordsee stehen, das geht ja nirgendwo anders auf der Welt. Also Schuhe aus und rein in das arschkalte Wasser.
Am Wohnmobil zurück geht es nach einem Kaffee und Cappuchino weiter zur Råbjerg Mile. Zum Übernachten kommen wir später wieder hier her.
Knapp 16 km von Skagen entfernt befindet sich Dänemarks größte Wanderdüne. Mit einer Grundfläche von 1000×1000 Meter ist sie sogar um einiges größer wie die Wanderdüne in Leba, Polen. Sie ist knapp 40 Meter hoch und besteht aus 3,5 Mio Kubikmeter Sand. Wie es sich für eine Wanderdüne gehört, wandert sie jährlich rund 15 Meter in Richtung Ostsee. Wenn ihr noch nach Grenen wollt, beeilt euch. Um das Jahr 2130 wird die Düne die Landstraße erreichen und damit den Zugang versperren. Weitere 30 Jahre später wird sie dann nach und nach in der Ostsee verschwinden.
Nach Dänemarks Nordspitze der nächste erhabene Moment. Wenn man den „Berg“ erklommen hat, Sand, Sand und noch mehr Sand auf einer gigantischen Fläche. Da fühlt man sich als Mensch plötzlich ziemlich klein und unbedeutend.
Bevor es zum Schlafplatz geht stoppen wir erst noch in der nördlichsten Stadt Skagen mit dem größten Fischereihafen des Landes. Das Stadtbild wird geprägt von kleinen ockerfarben verputzten Häuser mit roten Ziegeldächern. Die Fußgängerzone ist sehr urig und gemütlich.
Jetzt schließt sich der Kreis und wir stehen wieder in Grenen auf dem Parkplatz. In der Nebensaison darf man hier sogar kostenfrei übernachten, während der Saison kostet es knapp 30 €. Da es erst später Nachmittag ist, mache ich mich nochmal zu Fuß am Strand entlang Richtung Spitze. Bei dem heftigen Sturm gar nicht so einfach. Oben auf der Düne pustet es mich schier um. Aber wunderschön, das aufgewühlte Meer und der Sand der mit einem Affenzahn über die weiten Sandflächen rast. Der Sanddormen fährt um diese Uhrzeit nicht mehr, so befinden sich lediglich ein paar Fußgänger an der Spitze. Jetzt ist auch nicht mehr Ebbe, sondern Flut und die Landspitze nicht mehr zu sehen.
Erst standen wir mit der „Schnauze“ im Sturm. Das ist keine gute Idee, der Sturm kommt durch das Cockpit und es zieht wie Hechtsuppe. Seitlich haben wir nicht ausprobiert, seekrank wollen wir dann auch nicht werden. Beste Lösung „Arsch“ in den Wind. Und ehrlich, so eine Sturmnacht im Wohnmobil hat was…
17.10.2024 – Hirthals Nordsøen Oceanarium, Ålbæk
Das heutige Programm wurde gestern ganz spontan entschieden. So verlassen wir heute die Landspitze mit Skagen und biegen wieder ab zurück an die Nordsee. Aber vorher steht noch das erste Mal „ausschlafen“ im Urlaub an. Das freut besonders unsere Tochter :-) Ziel ist Hirthals mit dem größten Aquarium Nordeuropas. Hirthals ist auch Ausgangspunkt für die Fähren nach Norwegen, Island und die Faröerinsel. Bei der Anfahrt muss man höllisch aufpassen, das man sich nicht plötzlich auf dem Weg nach Norwegen befindet obwohl man nur das Oceanarium besuchen möchte.
Der Eintritt kostet normalerweise 195 Kronen (ca. 26 €) pro Person. Mit dem Fahrticket des Sanddormens gibt es aber nette 15% Rabatt. Im Oceanarium sehen wir dann auch endlich Robben. Oft liegen diese wohl auch in Grenen am Strand, aber gestern war es dafür wohl viel zu stürmisch. Das Museum ist gerade für Kinder ganz toll gemacht, mit mehreren Etagen und einem Draußenbereich. Dabei ist alles barrierefrei und auch mit Aufzug erreichbar. Das größte Becken fasst 4,5 Mio Liter Wasser.
Einkaufen tun wir normalerweise in den lokalen Supermärkten. Wir wollen ja auch landestypische Produkte bzw. wenns die „normalen“ Produkte wie Nudeln, Mehl, Reis etc. sind zumindest die von landeslokalen Herstellen. Heute sind wir ausnahmsweise mal im Lidl, weil das parkplatzmässig am besten passte. Nein, das ist nix für uns. Zu Hause kaufen wir oft dort ein, aber im Ausland eher nicht nochmal. Man findet sich im Laden zwar sofort zurecht, aber mindestens zu 95% gibt es nur die deutschen Produkte die wir eh schon kennen.
Für die Übernachtung geht es einmal quer durchs Land nach Ålbæk an die Ostsee zum übernachten an der kleinen Marina. Quer durchs Land hört sich jetzt gewaltig an, aber das dänische Festland ist insgesamt eh schon relativ schmal und hier oben direkt vor der Spitze dann auch nur knapp 30 km. Der Ort ist jetzt nix ausergewöhnliches, aber der kleine Hafen ist sehr schön und man steht mit dem Wohnmobil direkt auf der Kaimauer. Mit 240 Kronen inkl. Strom (ca. 32 €) aber eher einer der teureren Stellplätze. Aber eine super Dusch- und Toilettenanlage. Es gibt praktisch drei Privatbänder. Toilette und Dusche ohne Zeitlimit zusammen in einem abschließbaren Raum.
18.10.2024 – Ruhetag, Frederikshavn, Voerså
Jetzt haben wir schon soviel erlebt, heute lassen wir es mal etwas ruhiger angehen. Großartig Programm steht heute nicht an. Da wir um 10:00 Uhr vom Platz runter sein müssen, fahren wir erstmal in Ruhe einkaufen im lokalen Rema 1000, anschließent tanken und auf etwa der Hälfe der heutigen Strecke (insgesamt knapp 50 km) stoppen wir für einen kleinen Stadtbummel in Frederikshavn. Die Hinweise auf mögliche Tagesparkplätze bekommen wir überwiegend von Park4night aber auch über eigenen Google Maps Suchen in der Satelitenansicht. Mit dem Wohnmobil ist man durch die Größe ja doch ein bisschen eingeschränkt, aber mit 6,40 m Länge geht das noch ganz gut.
Hier in Frederikshavn gibt es den nördlichsten Palmenstrand der Welt, allerdings nicht mehr im Oktober, da ist es für die über 100 Palmen schon zu kalt und sie überwintern in einer großen Halle. Nach einem entspannten Bummel durch die Stadt mit Abstecher an den Ostseestrand gönnen wir uns in der Fußgängerzone spanische Churros. Von der coolsten Atraktion in Frederikshavn wusste ich zu diesem Zeitpunkt leider noch nix, daher steht die aussergewöhnliche Aussichtsplattform Pikkerbakken nicht auf dem heutigen Programmzettel.
Unser Tagesziel, den niedlichen pitoresken Hafen von Voerså erreichen wir am frühen Nachmittag. Zu sehen gibt es leider fast nix, da total nebelig mit Sichtweiten von weit unter 50 Metern. Es klart erst spät abends wieder auf und das Meer direkt neben uns sehen wir erst am nächsten Morgen. Das liegt aber auch daran, das die Ostsee, zumindest hier im oberen Teil, doch eine ziemlich stark ausgepräge Ebbe und Flut hat. Das haben wir so gar nicht erwartet.
19.10.2024 – Mønsted-Kalkgruber und Hjarbæk
Heute purzel ich schon gegen halb acht aus dem Bett, da ich mir gerne den Sonnenaufgang am Meer anschauen möchte. Der Nebel hat sich mittlerweile verzogen aber es sind einige Wolken am Himmel. Erst sieht das Ganze nach Rohrkrepierer aus, als die Sonne dann aber aus der Ostsee emporsteigt sieht es wunderschön aus. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.
Unser heutiges Tagesziel ist knapp 150 km entfernt im Landesinnere Richtung Nordsee. Es sind die ehemaligen Mønsted-Kalkgruber, die größten von Menschen angelegten zusammenhängenden Kalkhöhlen der Welt. Unterirdisch befinden sich knapp 60 km Gänge auf mehreren Etagen und einige Aushöhlungen bilden 16 bis 18 m hohe Dome. Unterirdische Bäche und Seen gibt es ebenfalls. Etwa 2 km der Gänge sind beleuchtet und können eigenständig besichtigt werden. Für weitere Gänge benötigt man eine Taschenlampe, diese sind aber zum Schutz der etwa 10.000 Fledermäuse hier nur im Sommer begehbar. Neben den Höhlengängen gibt es in der ehemaligen Werkshalle, in der auch noch die alten Maschinen und Hochöfen stehen, ein sehr interessantes Museum. Wieder ein lohnenswerter Ausflug.
Zur Nacht stehen wir in Hjarbæk auf dem Wohnmobilstelllatz direkt am Hjarbæk Fjord, der obwohl näher an der Nordsee gelegen, von der Ostsee gespeist wird.
20.10.2024 – Tropenzoo Randers, Åstrup
Nun geht es wieder zurück in Richtung Ostsee nach Randers. Mitten in der Stadt befindet sich der Tropenzoo Regnskov. Insgesamt gibt es drei Glaskuppelhäuser, Südamerika, Afrika und Asien. Die Tiere können sich zum Großteil frei in den Hallen bewegen, die wegetechnisch sehr toll angelegt sind. Dadurch das sich die Tiere frei bewegen können, braucht man natürlich ein bisschen Glück um sie dann auch wirklich zu sehen. Neben Aquarien und einem Nachtzoo gibt es auch noch einen großen Outdoorbereich. Neben vielen heimischen Tieren bzw. ehemals heimischen Tieren, wie z.B. Luchse, soll es hier auch Panther und Leoparden geben. Allerdings ist das Gehege leider verwaist und kein einziges Raubtier zeigt sich. Wahrscheinlich zu kalt. Ehrlicherweise hat uns der Zoo nicht so überzeugt. Für knapp 30 € Eintritt pro Person haben wir doch recht wenige Tiere gesehen.
Ah, einkaufen müssen wir auch noch. – Shit, ist ja Sonntag. – Ach, kein Problem wir sind ja in Dänemark.
Zur Übernachtung steuern wir wieder eine Marina direkt an der Ostsee an. Wir stehen heute in Åstrup wieder sehr schön direkt am Wasser. Heute mache ich auch noch die erste kleine separate Cachingtour, nachdem ich die vergangenen Tage natürlich zwischendurch auch das ein oder andere Döschen gesucht habe.
Fakten Teil 2
Das Preisniveau ist in Dänemark im allgemeinen etwas höher. Das liegt aber auch an der allgemeinen Mehrwertsteuer die bei 25% liegt, auch für Lebensmittel. Dementsprechend ist insbesondere Essen gehen oder Eis essen sehr teuer. Für eine Eiskugel zahlt auch schonmal zwischen 4 und 5 Euro, wobei es ab der zweiten Kugel Mengenrabatt gibt. Abgesehen von den Supermärkten, schließen die Geschäfte in den Innenstädten spätestens 17:30 Uhr.
Halloween ist bei den Dänen offensichtlich ein ganz großes Thema. Schon 3 Wochen vor dem eigentlichen Fest ist überall Halloweendekoration zu sehen und großteils wirklich toll gemacht.
Kostenfreie Stellplätze gibt es nur wenige und freistehen ist verboten. Die meisten Plätze kosten zwischen 20 und 30 € pro Nacht. Aber immer noch deutlich günstiger wie Campingplätze. Hier zahlt man für 3 Personen zwischen 40 und 60 €, da Kinder ab 12 in der Regel auch schon als Erwachsenen abgerechnet werden. Im Oktober, insbesondere ab der 3. Oktoberwoche, da haben auch die Dänen keine Ferien mehr, sind aber viele Plätze schon geschlossen.
coming soon… Teil 3
Die restlichen Roadtrip-Tage kommen dann in Kürze im 3. Teil.
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