Roadtrip Belgien Ostern 2025 – Teil 1

Leichen pflasterten unseren Weg. – Nein, wir haben niemanden überfahren und auch niemanden anderweitig um die Ecke gebracht, aber dazu gleich mehr. Jetzt erstmal zu unserem Reiseziel. Klingt langweilig, ist es aber nicht. Die 2 großen Tourziele dieses Jahr sind gleich mit denen im letzten Jahr, zumindest die jeweiligen Länder. Wir gucken uns natürlich andere Gegenden und Orte an. Letztes Jahr überwiegend Nordseeküste, diesmal schauen wir nur kurz am Meer vorbei. Anders wie im letzten Jahr auch nicht nur 4 Campingplätze, sondern ein echter Roadtrip mit mindestens 10 verschiedenen Übernachtungsstationen und auch eher Stellplätze. Diese Art des Reisens gefällt uns zumindest für die längeren Touren besser.

Ostern sitzt über der Tür.

13.14.2025 – falsche Richtung

Halt, Stopp!!! Wir fahren nach Osten, Belgien liegt doch im Westen. Umdrehen… Nein, die Richtung, also die falsche, ist vollkommen richtig, denn es steht für Moni am Montag erst noch ein Termin in der MHH (Medizinische Hochschule Hannover) an. Also geht es Sonntagsmorgens 10 Uhr in Deutschland entspannt los nach Hannover. Zum Urlaubsauftakt steht hier auch schon was auf unserem Vorbereitungszettel. Wir kommen jetzt nämlich zur Auflösung der Leichen, bzw. der Auftaktsätze zu diesem Blog.

Nachdem wir an der MHH angekommen sind, gibt es erst noch die obligatorische Kaffeepause bevor wir uns aufmachen zur Wanderaustellung Körperwelten & der Zyklus des Lebens. Wikipedia schreibt allgemein dazu: Körperwelten sind seit 1995 bestehende Wanderausstellungen plastinierter, überwiegend menschlicher Körper. Initiator der Ausstellungen ist der Anatom Gunther von Hagens. Die Ausstellungen sind aufgrund der Exponate umstritten.

Ich persönlich fand die Ausstellung sehr interessant und anschaulich präsentiert und kann sie daher sehr empfehlen. Die sehr umfangreichen Erklärungen an den Ganzkörper- und auch vielen „Einzelteil-„Exponaten sind auch für medizinische Laien sehr verständlich. Daher sollte man auch mindestens 90 bis 120 Minuten für einen Besuch einplanen. Die Menschen, die dort als Leichen bzw. Leichenteilen ausgestellt sind, haben zu Lebzeiten ihrer Verwendung zugestimmt und daher ist das Ganze auch überhaupt nicht gruselig und auch ethisch unbedenklich. Aber natürlich muss trotzdem jeder selbst entscheiden ob er so etwas sehen möchte oder nicht. Unsere Tochter hat sich die Ausstellung z.B. nicht angeschaut.

Da in Belgien essen gehen echt teuer ist, sind wir heute Abend zum Urlaubsauftakt im japanischen Restaurant KENIBO Ramen-Bar, wo es, wie der Name schon sagt, überwiegend japanische Ramen-Nudelsuppen gibt. Preislich attraktiv und sehr lecker. Aber reserviert am besten vorher. Wir haben ohne Reservierung echt Glück gehabt und noch einen kleinen freien Tisch ergattern können.

Durbuy

14.04.2025 – jetzt aber Belgien – Malmedy

Da Monis Termin heute etwas länger dauert, nutze ich den Vormittag zu einer kleinen Urlaubs-Caching-Tour-Auftaktrunde und bin gegen 10 Uhr wieder zurück am Wohnmobil. Moni stößt dann gegen 11:00 Uhr dazu, so daß wir uns gegen 11:30 Uhr dann endlich aufmachen in Richtung Belgien. Knapp 430 Kilometer haben wir jetzt vor uns. Kurz hinter der Grenze in Eupen wollen wir eigentlich im Colruyt einkaufen, das ist unsere bevorzugte Supermarktkette in Belgien. Lidl und Aldi gibt es zwar überall, aber im Ausland kaufen wir viel lieber in den jeweiligen „Länderketten“ ein, denn wir wollen im jeweiligen Urlaubsland auch lokale Produkte einkaufen und probieren. Allerdings scheitert unser Plan an einer dämlichen Höhenbegrenzung an der Parkplatzeinfahrt. Dann halt nicht.

Wie das auf einem Roadtrip üblich ist, steht zwar ein grundsätzlicher Reiseplan, der aber an der einen oder anderen Stelle wieder über den Haufen geworfen wird, so auch sofort heute zum Auftakt. Unseren ersten Übernachtungsplatz steuern wir im beschaulichen Ardennenstädtchen Malmedy an. Hier stehen wir für 10 € oberhalb der Stadt am ehemaligen Bahnhof. Nach der langen Fahrt steht heute nur noch einkaufen und ein kleiner Stadtbummel mit der ersten belgischen Pommes 2025 an.

Funfact: Am 15. August eines jeden Jahres findet in Malmedy ein sehr aussergewöhnliches Event statt. Die Weltweite Bruderschaft des Riesenomeletts (ja, die gibt es wirklich) bereitet in einer Megapfanne mit 4 Meter Durchmesser ein Omelett aus 10.000 Eiern, 30 Kg Speck, 6 Kg Gewürze, 3 Kg Schnittlauch und 50 Liter Öl zu. Fertig gebraten wird dieses kostenlos an die Besucher verteilt.

Gasse Durbuy

15.04.2025 – Durbuy – La Roche-de-Ardenne und Herbeumont

Glücklicherweise ist das Wetter heute besser wie erwartet. Eigantlich ist für heute Regen gemeldet aber Petrus hat Mitleid mit den Urlaubern und schickt nur später am Nachmittag ein Schauer runter. Erstes Ziel heute Durbuy. Im Vorfeld hatte ich ja schon gelesen, das die Gegend um Durbuy mit Wohnmobilen sehr schwierig ist, einmal was die Straßen angeht und auch das parken. Und ja, das ist leider tatsächlich so. Es fängt schon damit an, das unser geplanter Parkplatz nicht anfahrbar ist, da die Straße gesperrt ist. Ein anderer großer Parkplatz ist nur für PKWs. Auf der gegenüberliegenden Flussseite ist aber auch noch ein Parkplatz und den wollen wir nun ansteuern. Allerdings, wie kommen wir dahin? Wieder mitten durch die Stadt ist eigentlich keine Option, als aussen rum. Ich sach mal so, das wussten wir nicht besser. Die Straße wird immer enger, unser Wohnmobil schrumpft aber nicht mit. Als Krönung kommt uns an der engsten Stelle auch noch die Polizei entgegen. Halten die uns jetzt an weil wir uns hier mit unserem dicken Mobil durch die enge Straße würgen? – Nein, die spielen mit uns Tetris und tatsächlich kommen wir mit Milimeterarbeit aneinander vorbei. Der Puls meiner Mitfahrerinnen mittlerweile auf dem absoluten Höhepunkt und auf die Krönung kommt dann auch noch das Sahnehäuptchen und wir kommen nicht in die Parkplatzeinfahrt rein, definitiv zu eng. Also doch wieder durch die Stadt würgen. Ganz leicht genervt fahre ich jetzt den PKW-Platz an und parke ziemlich weit aussen. Sollte jetzt in der Nebensaison eigentlich auch kein Problem sein. In der Hauptsaison möchte ich mich mit dem Wohnmobil aber nicht hier aufhalten.

Jeder Schweißtropfen hat sich gelohnt. Was für ein tolles uriges Städtchen. Der Innenteil mittelalterlich und aussen rum eine moderne Promenade. Total schön gemacht. Ein Muss-Besuch in den Ardennen. Durbuy besteht aus 12 Ortschaften und die Kernortschaft Durbuy mit ca. 400 Einwohnern gilt als kleine Ortschaft Belgiens mit Stadtrechten seit 1331. Da die Tourismuszentrale mit „kleinste Stadt der Welt“ wirbt, ist es hier auch deutlich voller. Pro Jahr wird Durbuy von 1,5 Mio. Touristen besucht. Was nun richtig ist, keine Ahnung. Zumindest ist die Altstadtfläche nur 2 Hektar groß. Und noch ein wichtiger Tipp: Wer Macarons mag, hier im Darcis gibt es die Weltbesten.

La Roche-de-Ardenne

Bevor es am Nachmittag richtig voll wird, geht es weiter in Richtung La Roche-de-Ardenne. Auch ein tolles Städtchen mit einer großen Burg. Wenn man oben vom Berg kommt, geht der erste Blick auf die große Burganlage auf dem Hügel. Ein ganz toller Anblick, nur leider kann man hier nirgends anhalten zum fotografieren. Mit parken haben wir allerdings echt Glück und können unser Mobil am Straßenrand an der Ortsausfahrt abstellen. Leider werden wir bei unserem kleinen Stadtbummel vom Regen überrascht und kürzen unseren Bummel daher deutlich ab. Funfact am Rande: Belgien hat mehr Schlösser pro Quadratkilometer als jedes andere Land der Welt.

Als Übernachtungsspot haben wir uns vorab den Camping-Car-Park in Herbeumont ausgesucht. Der moderne Platz mit 33 Stellplätzenbefindet sich am Ortsrand an der ehemaligen Bahnlinie und kostet pro Nacht 15,00 €. Sehenswert ist hier die Burgruine ganz in der Nähe und der alte Eisenbahnviadukt.

Abgesehen von dem zwischenzeitlichen Regenschauer können wir uns heute überhaupt nicht beklagen bei 16 Grad und Sonnenschein.

kleiner Innenhof Abtei Orval

16.04.2025 – Schokolade, Abtei Orval und Bouillon

Wir können es ganz entspannt angehen, denn bis mittags regnet es. Ganz gemütlich machen wir uns auf zum ersten Zwischenstop in Florenville, denn bei der Vorplanung habe ich hier zufällig etwas entdeckt. Hier ist das Les chocolats d’Edouard, ein Schokoladengeschäft und -cafe, das vom Gault&Millau zum 7. Mal in Folge zu den „Finest chocolatiers in Belgium and Luxembourg“ ausgezeichnet wurde. Heute gibt es für uns ein schokoladiges Mittagessen. Wenn ihr hier in der Nähe seit, unbedingt einen Stopp einlegen. Die Belgischen Waffeln mit warmer Schokoladensauce sind ein Traum und die Pralinen zum dahinschmelzen.

Gefühlt schwebend auf einer Schokoladenwolke geht es weiter zur Abtei Orval, ein großes Trappisten-Kloster nahe der französischen Grenze. Eine riesige Klosteranlage, die leider nur zum Teil besichtigt werden kann, mittelalterliche Ruinen, Kräutergarten, Bierbraukunst und Museum. Hier wird übrigens das berühmte Orval-Bier gebraut, das auch in Deutschland erhältlich ist. Ich habe von Bier ja so gar keine Ahnung, aber das „normale“ Orval hat einen Alkoholgehalt von 6,2 bis 7,2 %. Nur in der Abtei und im Klostergasthaus gibt es das Orval Vert bzw. Petit Orval mit 3,5%. Dieses Bier darf nicht exportiert werden. Die Mönche brauen sich für ihre eigenen Mahlzeiten ein deutlich schwächeres Bier mit ca. 1% Alkoholgehalt. Dieses Bier ist aber nicht käuflich zu erwerben. Ach ja, laut Beschreibung ist Ovral-Bier bekannt für seine Bitterkeit, die sich im Mund schnell verflüchtigt und neben den bitteren und sauren auch leichte süßliche Noten erkennbar macht. Eine Käserei gibt es in Orval ebenfalls.

Mit abenteuerlicher Anfahrt habe ich ja gestern in Durbuy schon fleißig geübt. Als Übernachtungsspot habe ich den kleinen Stellplatz in Bouillon ausgeguckt und als Wegstrecke die schlechteste aller Varianten gewählt, über den Hügel mitten durch die Altstadt. Besser und einfacher ist definitiv aussen herum am Fluss entlang. Der kostenfreie Stellplatz liegt etwas ausserhalb am Sportplatz, 6 Plätze auf hartgefahrenem Sand. In Bouillon findet ab 1. April bis Ende Oktober jedes Jahr bei Dunkelheit eine Lichtershow an 5 bis 6 Standorten statt. Das war aber eher ein Reinfall. Die interessanteste Lichtinstallation an der Brücke hat gar nicht stattgefunden und die anderen waren ok, mehr aber auch nicht. Nur oben auf der Burg, das sah von unten deutlich interessanter aus, aber ohne Eintrittskarte vom Tage, abends keine Lichtershow auf der Burg. Mit dem Brühwürfel hat der Ort übrigens nichts zu tun.

Saulecker

17.04.2025 – Regen und Redu

Wettertechnisch ist heute der beschissenste Tag des Roadtrips. Ganztägig Regen bei saukalten 6 Grad. Dementsprechend fällt die Burgbesichtigung in Bouillon auch in die Suppe, ähm ins Wasser. Stattdessen steht für heute Redu auf dem Plan mit aussitzen des Regens und hoffentlich noch Ortsbesichtigung. Leider bleibt es aber beim aussitzen und einer Ortsbesichtigung im Schleudergang. Schade eigentlich, denn Redu verdient mehr Aufmerksamkeit. Redu ist eines der Bücherdörfer in Europa und beheimatet bei nur knapp 400 Einwohnern mehr als 20 Antiquariate und Buchhandlungen. Ob es stimmt, weiß ich nicht, aber auf der Homepage des Ortes steht: „Zwei Kilometer Regale stehen Ihnen in den verschiedenen Buchhandlungen des Dorfes zur Verfügung.“ Als Leseratte sollte man aber französisch können, denn andere Bücher gibt es hier nicht.

Wir übernachten auch hier auf dem kostenfreien Wohnmobilstellplatz und werden irgendwann bei besserem Wetter mal wiederkommen, denn das wurde dem Dorf hier nicht gerecht.

Gasse am Wasser

Fakten Teil 1: Wallonie vs. Flandern

Belgien ist historisch und sprachlich geteilt. Im Norden liegt das niederländischsprachige Flandern, im Süden das französischsprachige Wallonien, und die zweisprachige Region Brüssel-Hauptstadt nimmt eine eigene Stellung ein. Die Spannungen reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als die niederländischsprachige Bevölkerung in dem ursprünglich französisch dominierten Staat um Anerkennung ihrer Sprache und Kultur kämpfte. Dies führte über Jahrzehnte zu einer schrittweisen Föderalisierung Belgiens, bei der immer mehr Kompetenzen von der nationalen Ebene auf die Regionen übertragen wurden.

Während Flandern in den letzten Jahrzehnten einen starken wirtschaftlichen Aufschwung erlebt hat und heute als wohlhabender gilt, sah sich Wallonien mit dem Niedergang traditioneller Industrien wie Kohle und Stahl konfrontiert und hat strukturelle wirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen, darunter oft höhere Arbeitslosenquoten.

Die politische Landschaft Belgiens ist stark regionalisiert, mit getrennten Parteiensystemen in Flandern und Wallonien. Die nationalistischen und separatistischen Parteien in Flandern gewinnen zunehmend an Einfluß und  streben nach größerer Autonomie für Flandern oder sogar nach Unabhängigkeit. In Wallonien gibt es ebenfalls eine ausgeprägte wallonische Identität, aber die politischen Kräfte sind traditionell stärker auf die Einheit Belgiens oder eine engere Zusammenarbeit mit Brüssel und der Französischen Gemeinschaft ausgerichtet.

Viadukt

coming soon… Teil 2

Teil 1 endet hier. In Kürze geht es mit Dinant weiter.

Brücke Bouillon

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