Ostern 2024 – Belgien – Teil 1
Die letzte Tour ist schon wieder ein halbes Jahr her und es wird Zeit, das wir wieder loskommen. Da wir vor zwei Jahren unsere geplante Belgien-Tour aus bekannten gesundheitlichen Gründen absagen mussten, steht das Reiseziel schnell fest. Belgien wir kommen. Allerdings funkt uns in der zweiten Woche noch ein Termin in der MHH in Hannover dazwischen, somit unser Urlaub zweigeteilt wird. Erst 10 Nächte Belgien und anschließend 5 Nächte Deutschland.
Wir haben sogar einen Weltrekord gesehen und genutzt, aber dazu später mehr.
23.03.2024 – Anreise nach Brügge
Heutiges Ziel: Nachmittags in Brügge sein. 435 km stehen an, also geht es früh morgens gegen 7:30 Uhr los. Es rollt sehr gut und den ersten Stopp legen wir in den Niederlanden auf einem Autobahnparkplatz ein. Einmal die Füße auf niederländischen Boden stellen, ein bisschen rumlaufen, die Beine vertreten und schon geht es weiter Richtung Belgien. Der niederländische Routenanteil ist ziemlich klein, sind nur 75 km. 198 km in Deutschland und somit bleiben nach Adam Riese noch 162 km in Belgien über.
Da ich in Belgien gerne mehr fahren möchte wie in Deutschland, biege ich bei Anderlecht auf die falsche Autobahn ab. Ist aber auch sehr gemein hier. Die Streckenführung ist umgebaut und die Navigation kennt diesen Teil noch nicht. Somit ist das Navi leider just am neuralgischen Punkt ein bisschen verwirrt und ich nehme die falsche Abfahrt. Der Fehler ist schnell bemerkt. Diese Streckenführung geht auch, verlängert den belgischen Anteil aber um 50 km. Durch geschicktes Abkürzen vor Brügge können wir die Mehrkilometer zumindest auf 30 senken. Allerdings sorgt diese Aktion auch für einige Verwirrung bis ich endlich auf den Trichter komme, warum das Navi mich immer wieder zurückschicken will obwohl wir doch schon kurz vorm Ziel sind. Ich habe natürlich händisch einen Zwischenstopp eingesetzt um die Navigation auf die von mir gewünschte Route zu lenken. Dabei habe ich allerdings nicht bedacht, das dieser manuell gesetzte Punkt ja nicht 100%tig auf der Straße liegt und somit von uns nie erreicht wird.
Der Plan mit Nachmittags geht aber trotzdem auf und wir erreichen die Camping Memling. Noch ein großes Regenschauer abwarten und dann zu Fuß in Richtung Brügge. Heute leider immer mit Schirm da es teilweise doch recht viel Wasser vom Himmel kommt. Das positive an dem Wetter, es kann nur besser werden. Was wir hier schon mal sagen können, die Stadt ist wirklich toll. Mehr zu Brügge und zum Campingplatz kommt gleich noch.
24.03.2024 – Brügge
Morgens gehts dann wieder los auf Schusters Rappen, bzw. Moni mit E-Scooter die drei Kilometer Richtung Innenstadt. Als erstes gleich zwei Essenchallenges abhaken, Belgische Waffeln und belgische Schokolade zusammen als Waffel am Stiel mit flüssiger Schokolade umhüllt. Sehr lecker aber leider auch mit 5 € das Stück nicht gerade billig.
Zuhause hatte ich mir schon die App VisitBruges heruntergeladen. Diese beinhaltet auch verschiedene thematische Stadtführungen. Diese Touren werden auch immer wieder neu zusammengestellt. Die knapp 6 km lange Runde, die wir absolviert haben, ist aktuell in der App gar nicht mehr verfügbar. Diese Route führte natürlich an den HotSpots vorbei, aber auch links und rechts in viel ruhige Gassen.
Nach so viel Lauferei gleich noch die letzte Essenschallenge, belgische Pommes. Sehr zu empfehlen ist übrigens die scharfe Samuraisauce. Wisst ihr denn was an den belgischen Pommes so besonders ist? Die aardappel sind natürlich die gleichen wie bei uns, aber die Zubereitung ist ein bisschen anders. Die frietjes werden mit Nierenfett zubereitet. Nierenfett wird aus dem umgebenen Nieren-Fettgewebe von Rindern gewonnen. Anschließend die Kalorien mit cachen wieder abtrainieren und zurück zum Wohnmobil.
25.03.2024 weiterhin Brügge
Damit Moni mit Ihrem Scooter etwas schneller vorankommt, satteln wir heute die Drahtesel. Gestern haben wir nämlich gesehen, das es direkt im Brügger Zentrum ein kostenloses Fahrradparkhaus gibt. Im Allgemeinen ist Belgien, ähnlich wie die Niederlande, sehr Fahrradfreundlich. Das Radwegenetz ist extrem gut ausgebaut und auf fast allen Straßen gibt es auch einen Fahrradbereich.
Pflicht ist in Brügge natürlich auch eine Bootsfahrt auf den Kanälen, die wir heute auch in Angriff nehmen, denn wie heißt es so schon auf der offiziellen Seite visitbruges.de, “Ein Besuch in Brügge ist nicht komplett ohne eine Bootsfahrt auf den Brügger Kanälen.” Mit 15€ pro Person nicht gerade ein Schnapper, aber sehr empfehlenswert. Anschließend noch eine schöne Runde zu Fuß durch Sankt-Anna, ein gemütliches Arbeiterviertel mit viel Grün. Zu Essen gibts leckere Nudeln to go und zum Abschluss mit dem Fahrrad noch zum ältesten Friedhof Belgiens. Der Centrale Begraafplaats Assebroek existiert seit 1787 und ist einen Besuch wert.
Infos zu Camping Memling
Camping Memling ist ein netter kleiner Campingplatz 3 km vom Marktplatz Brügge entfernt. Er liegt ruhig gelegen in einer Wohnsiedlung. Das Waschhaus ist sehr modern und die Stellplatzpreise günstig. Onlinebuchung problemlos möglich. Einkaufsmöglichkeiten in 1 km Entfernung, Delhaize oder Lidl. Wobei Lidl die günstigere Variante ist, dafür hat Delhaize eher belgische Produkte.
Man kommt sehr gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad ins Zentrum. Mit Bus ist aber auch problemlos möglich, die Haltestelle ist gar nicht so weit entfernt. Anmeldeformalitäten sehr gut mit einem Mischmasch aus Deutsch und Englich regelbar.
Infos zu Brügge
Schönste Stadt in Belgien? Brügge oder vielleicht doch Gent? Wir können es nicht beantworten. Brügge ist extrem schön, Gent wissen wir nicht. Steht für irgendwann auch noch auf dem Plan, ist mit Camper aber leider nicht so einfach wie Brügge. Einen stadtnahen Campingplatz gibt es nicht und Gent ist komplett Umweltzone und nur kostenpflichtig zu befahren.
Brügge ist die Hauptstadt der Provinz Westflandern und hat knapp 120.000 Einwohner. Die Altstadt ist umrahmt von Kanälen und Wallanlagen mit Windmühlen. Glücklicherweise wurde Brügge nie durch Kriege zerstört, somit ist das mittelalterliche Stadtbild mit den historischen Gebäuden sehr gut erhalten. Der gesamte Stadtkern zählt seit 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe und gehört zu den am besterhaltenen historischen Stadtzentren Europas.
Sehenswürdigkeiten gibt es so viele, die kann man gar nicht alle aufzählen. Dazu gehört natürlich der Belfried, ein 83m hoher Turm direkt am Markplatz, der sogar zu besteigen ist, allerdings mit 17€ Eintrittspreis doch arg teuer. Das haben wir daher auch nicht gemacht. Das Geld ist mit der Bootstour besser angelegt. Ebenso kennt wahrscheinlich fast jeder den Rozenhoedkaai, den ihr auf der Blogstartseite seht. Der ist wahrscheinlich auch das beliebteste Fotomotiv Brügges. Ebenfalls traumhaft schöne Location, die Bonifacius-Brücke. Usw. usw. usw. Ihr seht, es gibt nur eine Lösung – ihr müsst selbst einmal herkommen.
Wusstet ihr eigentlich das durch die Brügger Altstadt eine 3 km lange unterirdische Bierleitung führt, durch die pro Stunde 4000 Liter Bier fließen? Sie gehört der Brauerei De Halve Maan und transportiert den Gerstensaft innerhalb von 45 Minuten von der Brauerei in der Altstadt zur Abfüllstation im Industriegebiet. Ob das wohl einmalig auf der Welt ist oder gibt es das auch noch wo anders?
26.03.2024 – Bredene über Lissewege
Brügge hatten wir ja schon ein paar Tage vor Abfahrt gebucht und über Ostern ist der Campingplatz auch schon festgezurrt. Das Ziel ab heute hatten wir erstmal offen gelassen und erst gestern entschieden und gebucht. Es geht auf den Camping Massenhof. Da wir aber schon um 11 Uhr vom Camping Memling müssen, aber erst ab 14:00 Uhr in Bredene auf den Platz können, machen wir noch einen Zwischenstopp im zauberhaften Lissewege.
Lissewege ist eine Teilgemeinde von Brügge und ein Musterbeispiel für ein flämisches Dorf. Hier absolviere ich meine ersten beiden belgischen Labcaches. Mittels Deepl-Übersetzung funktioniert das recht gut und wir bekommen eine wunderbare Führung durch das kleine Dorf. Die Kirche ist für einen so kleinen Ort ziemlich groß und den Kirchturm darf man sogar kostenfrei besteigen. Auf 264 Stufen gehts hoch hinaus und man wird mit einem schönen Rundumblick belohnt. Da ich alleine hochsteige, bin ich auch der Erste aus dem Team, der die Nordsee sieht, dann Zeebruegge ist nicht weit. Ach ja, ein tolles Glockenspiel bekommen wir um 12:00 Uhr auch noch geboten.
Gegen 14:00 Uhr kommen wir dann auf den Campingplatz an. Mit dem Fahrrad gehts dann direkt mal an die Nordsee, die Luftlinie nur knapp 1,5 km entfernt ist. Nach der Erkundungstour lernen wir noch den Colryt kennen. Colryht ist ein Großmarkt, aber anders wie in Deutschland, auch für Privatkunden nutzbar. Riesige Auswahl und zum Teil sehr günstige Preise. Ab sofort unser Einkaufsladen Nr. One in Belgien. Interessant ist das Vorgehen an der Kasse. Ein Mitarbeiter scannt die Ware und packt sie sortiert in einen zweiten Einkaufswagen. Wenn man Einkaufstaschen mitbringt, werden die Waren sogar direkt dort eingeräumt. Selbst muss man dann nur noch die Kohle bzw. eher Karte rüberschieben.
Bredene
Leider muss man ehrlich sagen, das die meisten Küstenorte bautechnisch nicht so schick sind. Direkt an der Küstenlinie viele große Hotels. Viel schicker wird es dann ein bisschen weiter “hinten” in den ursprünglichen alten Ortsteilen, die sind sehr urig und gemütlich. Der Nordseestrand aber echt mega, schön breit, feinster Sand und immer wieder tolle Dünen.
Bredene ist übrigens die Campinggemeinde Belgiens mit sage und schreibe mehr als 30 Campingplätzen bei knapp 18.000 Einwohnern. Zudem gibts hier den einzigen FKK-Strand Belgiens. Zum nackig machen ist es dann aber doch noch ein bisschen zu kalt. Ebensalls ist Bredene der einzige Küstenort ohne Deich, verfügt aber über eine ununterbrochene Dünenreihe.
27.03.2024 – Knocke, Zeebrugge und De Haan
Heute gehen wir es ganz entspannt an und bewegen uns gegen 11.00 Uhr per Fahrrad in Richtung Nordsee. Nach dem Kauf eines 3-Tagestickets für die Kusttram (später mehr dazu) geht es erst nahe der niederländischen Grenze nach Knocke mit den wahrscheinlich besten belgischen Pommes. Knocke mit seinem weiteren Ortsteil Heist gilt als mondänster Badeort an der belgischen Küste.
Den nächsten Stopp legen wir in Zeebrugge ein. Zeebruegge gehört, wie der Name schon sagt ebenfalls noch zu Bruegge und hat nach Antwerpen den zweitgrößten Seehafen Belgiens. Traurige Berühmtheit erlangte der Ort am 06. März 1987 als die RoRo-Fähre Herald of Free Enterprise kenterte und unterging, da eine nicht sorgfältig geschlossene Bugklappe für einen massiven Wassereinbruch sorgte. 193 Menschen verloren aufgrund dieser Fahrlässigkeit ihr Leben.
Letzte Station auf der heutigen Tour De Haan. De Haan mit seinen vielen alten Villen gefällt uns architektonisch auch mit Abstand am besten. Allein der Bahnhof ist eine echte Augenweide.
Kusttram
Kommen wir nun zum angekündigten Weltrekord. Die Kusttram ist eine meterspurige Überlandstraßenbahn und verbindet alle Orte der Belgischen Küste miteinander. Mit einer Länge von 67 km und ebensovielen Haltestellen (Adinkerke im Süden und Knocke im Norden) gilt sie als längste Straßenbahnlinie der Welt. Ehrensache das wir diese Tram in zwei “Fahrtsitzungen” über die ganze Strecke fahren.
Besonders cool ist der Streckenabschnitt zwischen Oostende und Middelkerke, da gehts direkt am Nordseestrand lang. Hier weht so viel Sand auf die Strecke, das jeden Tag ein Besenwagen einmal sauber fegen muss. In Zeebrugge fährt die Kusttram über eine Klappbrücke. Ist diese gerade geöffnet, fährt die Bahn einen Umweg von 200 m über eine andere Brücke.
Für Touristen gibt es ein Tagesticket für 7,50 € oder 3 Tage für 15,00 €. Für Dauerfahrer verschiedene Jahrestarife, die bis zu knapp 400 € kosten. Was wir toll finden, ein Seniorenjahresticket (ab 65 Jahre) kostet lediglich 58 €. Alle Fahrkartenautomaten funktionieren ausschließlich kontaktlos mit Bank- oder Kreditkarten. Sehr cool.
28.03.2024 – Blankenberge und Oostende
Heute gehts erst nach Blankenberge mit einem schönen Pier (Belgium Pier). Ansonsten ein typischer Küstenort, der uns persönlich nicht so gut gefällt. Sehr viel schöner ist da schon Oostende. Neben De Haan für uns eindeutig der schönste Ort an der Küstenlinie. Was hier an der Strandpromenade sofort auffällt, auch Hochhäuser (Hotels) wie in den anderen Küstenorten, allerdings ergibt das hier ein viel harmonischeres Bild, da sie optisch viel besser zueinander passen.
Camping ‘t Massenhof
In Bredene haben wir uns ziemlich spontan für den Camping ‘t Massenhof entschieden und diesen am Vortag von Brügge aus online reserviert. Der Platz hat sehr viele Mobilheime aber zwischendrin eine schöne Stellfläche für 10 Wohnmobile. Anmeldeformalitäten komplett in Englisch absolviert. Wenn man muss, dann geht durchaus auch Englisch. Das Schwierigste ist die Überwindung.
Auch auf diesem Platz ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis.
Eigentlich kann man direkt durch den angrenzenden Park auf ziemlich direktem Wege zur Nordsee kommen, aufgrund einer Großbaustelle ist dieses aktuell aber leider nicht möglich und die Wegstrecke verdoppelt sich etwa. Mit Fahrrad und Scooter aber kein Problem.
29.03.2024 – Cachingtour und Adinkerke (De Panne), Middelkere und Newport
Alles schläft, Daniel wacht… nein, …. Daniel cacht. Auch die letzten Tage war jeden Tag auch ein bisschen Caching dabei, aber heute ziehe ich alleine mit dem Fahrrad los in Richtung Oostende. 8:00 Uhr gehts los und passend zum Frühstück um 10:00 Uhr bin ich dann auch wieder zurück. Schließlich räumen wir heute wieder alles zusammen und ziehen weiter. Vorher aber noch ein Großeinkauf in unserer neuen Einkaufsentdeckung Colryt.
Ab 13:00 Uhr können wir unseren Platz auf dem Campingplatz Kinderfreudge in Adinkerke (De Panne) beziehen. Somit ist noch genug Zeit mit der Kusttram die Strecke vollständig zu machen, hier sind wir nämlich an der südlichen Endstation. Daher fahren wir heute bis kurz vor Oostende und haben damit die Challenge erfüllt und das gesamte Streckennetz abgefahren.
In Middelkerke gibt es noch eine belgische Waffel, die aber nicht so wirklich gut ist. Aufgewärmt und sehr trocken. Liebe Belgier, das könnt ihr aber besser.
Letzter Stopp für heute ist dann Newport mit einer sehr schönen Altstadt
30.03.2024 – Regenpause
Eigentlich haben wir gar nicht weit weg ja mehr als genug Wasser, trotzdem erwischt es uns in der Nacht und heute über Tag ziemlich heftig und der Campingplatz steht schon ziemlich unter Wasser. Die Wohnmobile, die heute anreisen, müssen schon mit Muskelkraft auf ihre Parzellen geschoben werden, so nass ist hier alles. Nass werden wir übrigens auch beim Einkaufen. Der Hinweg ist ja noch trocken, aber auf dem Rückweg schüttet es wie aus Eimern. Gut das wir nur knapp 2 km vom Campingplatz entfernt sind.
Nachmittags ist sogar noch ein kleiner trockener Cachingspaziergang möglich. Ansonsten ist heute eher Ruhetag
Direkt in Sichtweite ist übrigens der Freizeitpark Plopsaland für den der es mag. Die Ganze Aktion scheint aber nicht allzu günstig zu sein. Alleine das Parken kostet 15,00 € und die Tickets gehen auch erst bei über 30€ los.
Blogpause
Weiter gehts in einigen Tagen im 2. Teil.
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