Herbst 2023 – polnische Ostsee – Teil 1

So ein Chaos vorher bekommen auch nur wir fabriziert. Ursprünglicher Plan war eigentlich 2 Wochen polnische Ostseeküste. Diese tolle Herbsttour mussten wir ja vor 2 Jahren abbrechen. Eine gute Woche vor Start überschlagen sich dann die Ereignisse. Leon bekommt kurzfristig für den Montag, mitten in unserem Urlaub einen wichtigen Termin in der MHH bei dem Moni auch dabei sein muss. Ja, was nun tun? – Urlaub absagen kommt nicht in Frage, nicht nach Polen fahren eigentlich auch nicht, also entscheiden wir uns für Möglichkeit 3. Bis Sonntag Polen, dann Rückfahrt zur MHH und von dort aus am nächsten Tag nach dem Termin weiter in Richtung Nordsee, denn wieder Polen zurück hätte sich nicht gelohnt, da zu weit.

Dann muss das Wohnmobil auch noch in die Werkstatt wegen den Bremsen und wird erst einen Tag vorher fertig, puh, Glück gehabt.

Der nächste Störfaktor ist mein Rücken, der schon seit einigen Tagen mal mehr, mal weniger schmerzt. Der Wille, den Urlaub durchzuziehen ist aber stärker wie die Schmerzen und damit ist klar, wir fahren. Kommt doch einfach mit auf unsere zweiwöchige Tour.

Ziel erreicht, Samstag am Strand.

29.09.2023 – Amelinghausen

da es an die polnische Ostseeküste über 600 km Fahrt sind, ich die Strecke nicht an einem Stück fahren will, aber spätestens Samstag Nachmittag an der Ostsee stehen möchte, fahren wir Freitag nach Feierabend los. Da wir diesmal nicht wie üblich über Berlin fahren, sondern Hamburg und Usedom, suchen ich mir vorab Amelinghausen als Zwischenübernachtung aus. Die 221 km bis dahin haben es aber in sich, da Chaos auf der A2. Gegen 23 Uhr kommen wir dann endlich am Lorpesee in Amelinghausen am Stellplatz an.

Fischerboot im “Hafen”

30.09.2023 – Miedzyzdroje

Da sich zwischen unserem Ziel Miedzyzdroje und unserem jetzigen Standort noch viele Kilometer befinden, geht es morgens um 8 Uhr schon wieder auf die Piste. Ich habe schließlich ein Ziel: Nachmittags am polnischen Ostseestrand stehen. Autobahn läuft auch sehr gut, zäh wird es dann erst kurz vor Usedom, da es aufgrund eines Auffahrunfalls nur sehr schleppend vorwärts geht. Zu allem Überfluss ist dann auch noch die Direktverbindung nach Ahlbeck gesperrt, so daß wir noch auf eine unfreiwillige Inselrundfahrt auf Usedom begeben. Von Swinoujscie gehts dann schnell, da man die Swine nicht mehr mit der Fähre überwinden muss, sondern seit Juli ganz bequem tunnelmässig drunterherfahren kann. Sehr nice.

Um 15:15 Uhr kommen wir dann schließlich auf dem Forrest Camp in Miedzyzdroje an und ich erreiche mein Ziel nachmittags am polnischen Ostseestrand zu stehen.

Wir gehen dann noch ein bisschen in die Stadt und das erste mal essen. Gute polnische Küche im Prystan. Dreimal dürft ihr raten, was ich mir bestellt habe? – Natürlich mein Lieblingsgericht in Polen, Placek po wengiersku, Reibekuchen mit ungarischem Gulasch, mmmhhh lecker…

Das Forrest Camp hat seinen Namen zu Recht. Vorne gibt eine große Wiese mit ein paar Bäumen zum frei hinstellen und hinten eine tolle Zeltwiese unter Bäumen. Die sehr sauberen Sanitärräume befinden sich in Containern. Insgesamt guter polnischer Standard. Die Strompauschale ist mit 30 Sloty allerdings sehr hoch und Kartenzahlung ist auch nicht möglich. Empfehlenswert ist der Platz aber trotzdem.

herbstliche Dekoration

01.10.2023 weiterhin Miedzyzdroje

Sehr ruhrige erste Nacht in Polen gehabt und sogar das Wetter ist besser wie erwartet. Schön ruhig angehen lassen und gegen 11:00 Uhr gehts dann los in Richtung Promenade. Man merkt das es hier jetzt einen Tunnel gibt. Proppevoll hier und an jeder Ecke hört man die Leute deutsch sprechen.

Hier lassen wir es uns heute gutgehen mit polnischen Speisen. Es gibt sogar Livemusik. Irgendein polnischer Sänger, der wohl auch schon im Fernsehen aufgetreten ist, unterhält die Leute hier. Die Musik ist echt gut und der Sänger hat eine sehr angenehme Stimme. Dem Rücken geht es wieder soweit gut, das wir sogar Airhockey spielen können. Mindestens einmal im Polenurlaub ein Muss. 3 Spiele für 5 Sloty. Gegen meine Tochter läuft es besser wie früher gegen meinen Sohn ;-)

Abends essen wir im Pub Heaven.

Die Mole in Miedzyzdroje ist die schönste Mole, die ich kenne. Ich finde sie schöner wie Ahlbeck oder Sellin. Um auf die Mole zu kommen, muss man erst durch ein ich sag mal “kleines Einkaufszentrum”. Die Preise sind hier zwar unverschämt hoch, das Ambiente stimmt allerdings. Auch auf der Mole gibt es in der Mitte immer wieder kleine Läden bzw. Kneipen.

Ohne Kaffee kein richtiger Urlaub.

02.10.2023 – letzter Tag Miedzyzdroje

Eigentlich ist der Plan heute als erstes einen Latte Machiatto direkt am Strand in der Bar zu trinken, der Plan scheitert aber, da zu. Also weiter in die Stadt. Hier gibt es noch einen Walk of Fame mit Handabdrücken polnischer Persönlichkeiten. Wirklich schön gemacht und schnell zu übersehen.

Höhepunkt heute ist der alte Fischereihafen. Ich hasse zwar Fisch und mag auch den Geruch nicht, aber diese alten polnischen Fischereihäfen sind einfach so urig, da stört auch der Geruch nicht. Die kleinen Fangschiffe liegen im Trockenen auf dem Strand und überall wird Fisch in alten Räucheröfen geräuchert und direkt verkauft.

Leckeres und günstiges Mittagessen gibt es wieder in einer “Milchbar” Im Blogartikel des Sommerurlaubs findet ihr die Erklärung, was eine Milchbar ist. Da wir so günstig gegessen haben, gibts anschließend an der Promenade wahrscheinlich den teuersten Latte Polens mit 29 Sloty (über 6 €!) und noch nicht mal besonders lecker, totaler Reinfall. Dafür ist der einfache amerikanische Hotdog aus dem Zabka (Kette kleiner Tante Emma Läden) umso besser.

Auf dem Rückweg wollen wir dann noch in der Strandbar einkehren, die ja heute morgen zu hatte, nur um dann zu erfahren, das heute Ruhetag ist. Shit, Plan gescheitert.

Räucherfisch

03.10.2023 – Kolobrzeg

Nach 3 Tagen Miedzyzdroje zieht es uns 100 km weiter östlich nach Kolobrzeg. Morgens packen wir estmal ganz entspannt unseren Kram zusammen und peilen als erstes die Tankstelle vor Ort an. Getankt für 6,84 Sloty im Glauben hier echt günstig weggekommen zu sein. Unterwegs aber die Ernüchterung, 5,99 Sloty bei Orlen, what? Die Erklärung ist recht einfach, wussten wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Orlen ist ein Staatskonzert und da am 15.10. Wahlen sind, hat die polnische Regierung ihren Bürgern vorab ein Wahlgeschenk gemacht. Zwangsweise mussten die anderen Mineralölkonzerne mitziehen, haben das dann aber nicht lange mitgemacht, so daß aktuell nur Orlen so günstig ist. So wirklich genutzt hat das Wahlgeschenk der PIS aber nicht, aber das ist ein anderes Thema.

Als Übernachtungsort haben wir uns den Camping Baltic rausgesucht. Ein ehr schöner Stellplatz am Stadtrand. Zur Ostsee sind es nur knapp 800m, zum Hafen 3400m. Sehr saubere Sanitärräume, es gibt sogar eine gut ausgestattete Küche. Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Stellplätze entweder in Buchten oder auf größerer Wiese.

Da das Wetter recht ansprechend ist, gehts an der schönen Promenade entlang Richtung Hafen. Kurz vorm Hafen befindet sich noch die Mole. Ich frage mich ja, was die hier für Pillen genommen haben, die Mole kostet doch tatsächlich Eintritt, Erwachsene 7 Sloty und Kinder 4 Sloty. Sorry, aber das ist für mich Geldmacherei und nicht akzeptabel. Besonders toll ist die Mole sowieso nicht, daher sparen wir uns den Besuch.

Da das Kartoffelhaus urlaubsbedingt geschlossen hat, Essen wir im Under Swan in der Altstadt wieder polnische Küche. Sehr zu empfehlen, Preislich im Mittelfeld.

Übringes sind wir nicht die einzigen aus dem Kreis Paderborn hier auf dem Platz. Ein Pärchen aus dem Nachbarort Delbrück ist ebenfalls hier und die Frau kommt sogar gebürtig aus Hövelhof. Schon interessant wie klein die Welt manchmal ist.

Möwe

04.10.2023 – weiterhin Kolobrzeg

Heute begebe ich mich auf eine Mission Impossible – ok, nicht ganz unmöglich aber mindestens Mission Schwierig. Bei unserer Anmeldung am Platz gestern wurde uns noch eine Bäckerei empfohlen und zu dieser soll ich heute gehen, ganz alleine und suchen muss ich sie auch noch. Aber kneifen gilt nicht, also los. Raus aus dem Campingplatz und links rum, so hatte man uns das gestern zumindest gesagt. Hier kommt aber erstmal nichts mehr. Rechts von mir noch eine gut befahrene Bahnlinie und dahinter auf der anderen Seite ist eine Wohnsiedlung. Während ich hier so lang spaziere und mich in alle Richtungen umschaue, da, da hinten hinter den Bahnschienen in der Siedlung, eine Bäckerei, das muss sie sein. Der direkte Weg dorthin geht allerdings direkt durchs Gebüsch nicht ganz regelkonform über die Bahnlinie. Da das aber scheinbar Hinz und Kunz hier so machen, mache ich mich illegalerweise auch auf den Weg und stehe kurz darauf in dem kleinen Verkaufsraum. Das Problem ist jetzt allerdings, ich deutsch und minimal englisch, die nette Verkäuferin polnisch und minimal englisch. Wir einigen uns dann gemeinsam auf Hände und Füße und so wechseln verschiedene Brötchen und Teilchen den Besitzer.

Da das Wetter heute regnerisch ist, lassen wir es ganz entspannt angehen und machen uns gegen Mittag auf in Richtung Promenade. Bei knapp 60 km/h Wind gibt es einen ordentlichen Wellengang. Unterwegs kaufen wir noch zwei Paczek (Berliner) und zwar die weltbesten. Monis mit Mohn gefüllt und meiner mit Stachelbeer, sehr viel Füllung und kein Puderzucker, Zucker oder Zuckerguss drauf.

Abends holen wir dann die Fahrräder aus der Heckgarage und fahren in die Altstadt essen. Das Country House ist ein echter Volltreffer. Bestes Restaurant in dem wir dieses Jahr gegessen haben. Ganz unscheinbar im Keller am Rande der Altstadt. Sehr gemütlich eingerichtet und exzellentes Essen zu unschlagbaren Preisen. Wenn ihr auch dort essen wollt, ihr findet das Restaurant in der Giełdowa 7. Eine Internetseite gibt es leider nicht.

lecker Berliner

05.10.2023 – letzter Tag Kolobrzeg

Wetter wieder so wie gestern, also gehen wir es wieder entspannt an. Nochmal zum Bäcker rüber, aber diesmal mit Unterstützung und nach einem gemütlichen Frühstück wieder der Promenade entlang in Richtung Hafen. Genau wie gestern wieder ordentlich Strurm und Wellengang. Herrlich, so gehört sich das im Herbst.

Am Paczek können wir natürlich nicht einfach so vorbeigehen, so gibt es heute für Moni Pflaume und für mich Tropic. Kurz vor der Promenade gibt es dann den leckersten Latte seit langer Zeit. 15,90 Sloty für einen großen Becher und Zubereitet in einer Siebträgermaschine. Der teure Latte vor ein paar Tagen eine glatte 5, heute eine 1 mit Sternchen!

Natürlich wird hier und da auch mal ein Cache gehoben und so mache ich heute die 5000 voll. Am Hafen kann man einige hundert Meter auf den Wellenbrecher gehen. Gestern war es noch kostenpflichtig, heute bei dem Sturm free. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Vorn hier kann man auch sehr gut die Kitesurfer beobachen die so manche Welle reiten und durch die Luft wirbeln. Was zu lachen gibt es auch noch. Ich mache ein Foto von einer Welle unmittelbar bevor sie mich trifft und ordentlich einnässt.

Wir probieren in Polen ja gerne neue Restaurants aus, aber heute geht es nochmal ins Country House. Heute gibt es Piroggen. Dazu hatte ich schon einiges in den Rezessionen gelesen und was soll ich sagen? Die Piroggen sind der Knaller. Noch nie habe ich so gute Fleischpiroggen gegessen.

der Übeltäter

06.10.2023 – Mielno

Auf gehts zur letzten Station nach Mielno. Kurz vorm Campingplatz machen wir noch Halt am Polo, einem polnischen Supermarkt und hier werde ich endlich fündig. Meine Lieblingscornflakes! Da wandern doch gleich neun Packungen in den Einkaufswagen. Dann nisten wir uns für die nächsten 2 Nächte im Camping Rodzinny ein. Hier sind wir auch nicht zum ersten Mal. Ist schon unser 5. Besuch hier. Ist aber auch einfach ein toller Platz im Garten hinterm Haus der sehr netten Besitzern. Luftlinie vieleicht 400 m vom Meer entfernt, so daß man bei diesem Wellengang sogar das Meeresrauschen hört.

Heute lassen wir es ein bisschen ruhiger angehen, spazieren durch den Ort und am Meer entlang und genießen einfach. Zwischendurch absolviere ich noch meinen ersten Labcache ausserhalb von Deutschland. Abends essen wir im Amarantus. In Mielno eine absolute Empfehlung.  Excellentes Essen in schönem Ambiente und ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir hatten Pizza Mageritha, Hähnchenschnitzel und Pasta mit Meeresfrüchten und waren begeistert.

Übrigens sind die Polen technisch mal wieder viel weiter wie wir. Fast in jedem Supermarkt gibt es Selfscanningkassen, die sich sogar uns anpassen und deutsch sprechen. Dafür einen dicken Daumen hoch.

Selbstscanner

07.10.2023 – letzter Tag Mielno

Heute gehen wir es ein bisschen ruhiger an. Ja, ich weiß, das hatten wir gestern auch schon.

Es geht ans Meer entlang in Richtung Unicie zum kleinen urigen Fischereihafen, anschließend noch einkaufen und wieder zurück zum Campingplatz. Später nochmal in den Ort und ein letztes Mal polnisch essen. Anschließend geht es recht früh in die Koje. Morgen ist Fahrtag, über 600 km liegen vor uns.

mein Lieblingsgericht

08.10.2023 – Do widzenia Polsko

Auf Wiedersehen Polen. Vorher geht es für mich alleine aber nochmal früh morgens an den Strand, den ich gegen 7:00 Uhr ganz für mich alleine habe. Herrlich, nochmal tief die Ostseeluft einatmen und die wilde See im Gehirn abspeichern. Um 9:00 Uhr gehts dann los in Richtung Deutschland und weiter im zweiten Blogteil.

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